1922: Ein amerikanisches Filmteam sucht sich für ihre neue Produktion die maghrebische Stadt Nahbès als Drehort aus. Die von der französischen Kolonialmacht geprägte Gesellschaft gerät dadurch ziemlich durcheinander, da ganz unterschiedliche Weltansichten aufeinander prallen... .
Hédi Kaddour hat
es hier geschafft, einerseits einen Einblick in das Leben und die Kultur im Maghreb zu geben, aber…mehr1922: Ein amerikanisches Filmteam sucht sich für ihre neue Produktion die maghrebische Stadt Nahbès als Drehort aus. Die von der französischen Kolonialmacht geprägte Gesellschaft gerät dadurch ziemlich durcheinander, da ganz unterschiedliche Weltansichten aufeinander prallen... .
Hédi Kaddour hat es hier geschafft, einerseits einen Einblick in das Leben und die Kultur im Maghreb zu geben, aber auch die Weltpolitik in den 20er Jahren durch seine Figuren genau durchleuchten zu lassen.
Einer der Protagonisten ist Raouf, ein aus der arabischen Oberschicht stammender junger Mann, der mich mit seiner ruhigen und feinsinnigen Art, aber auch mit seinem Sinn für Literatur sehr beeindruckt hat. Er und seine Cousine Rania, die sich als junge Witwe gegen jegliche Fremdbestimmung wehrt, haben mich am meisten beeindruckt. Leider gerät Rania und ihr weiteres Schicksal im Buch immer mehr in den Hintergrund. Dagegen entsteht im Laufe der Handlung eine Art Quartett aus Raouf, der amerikanischen Schauspielerin Kathryn, der französischen Journalistin Gabrielle und dem Kolonialisten Ganthier. Diese vier völlig unterschiedlichen Figuren im Bezug auf Herkunft und ihre Lebens- und Denkart verbringen während einer Frankreichreise viel Zeit miteinander und erleben dort mit, wie sich der politische Ton immer mehr verschärft.
Was mir dabei nicht gefallen hat, sind die verschiedenen Beziehungen zwischen den Figuren, die ständig zwischen Liebe und Eifersucht hin und her schwanken. Gerade diese untereinander unausgesprochenen Dinge hemmen den Handlungsfluss aus meiner Sicht.
Hédi Kaddour schreibt sehr gut lesbar, aber verlangt auch die ganze Aufmerksamkeit seiner Leser. Stellenweise fand ich die Handlung manchmal etwas zäh, aber dann wird man immer wieder durch tolle ironische Spitzen überrascht und kann das Buch kaum mehr weglegen.
Insgesamt wird man durch ,,Die Großmächtigen" in eine ganz andere Kultur versetzt und erfährt viel über die Denkart in den 20er Jahren über die Grenzen Europas hinaus. Gerne empfehle ich das Buch weiter.