Eine Dynastie wie die Habsburger hat es in der Geschichte nicht noch einmal gegeben. Aus einer kleinen Grafenfamilie im Südwesten Deutschlands wurde ein Herrschergeschlecht, das die römisch-deutsche Kaiserwürde eroberte und sich gleichzeitig ein eigenes Imperium entlang der Donau aufbaute. Mehr noch: Das Reich der Habsburger erstreckte sich zeitweilig über mehrere Kontinente, in ihm ging tatsächlich die Sonne nicht unter, wie die Zeitgenossen bewundernd sagten. Martyn Rady fasst diese große Geschichte in eine große Erzählung, die die Herrschergestalten ebenso betrachtet wie die Grundzüge der europäischen Geschichte. Der Machtkampf im Mittelalter zwischen den Fürsten und dem Kaiser, die Glaubensauseinandersetzungen zwischen Reformation und Gegenreformation, die Bewegung der Aufklärung und der Nationalismus: Immer sind die Habsburger an entscheidender Stelle beteiligt. Das gilt dann auch für die letzte Phase, das 19. Jahrhundert bis zum «Großen Krieg», der das Ende der Habsburger brachte. Den ewigen Kaiser Franz Joseph, seine schöne Kaiserin Sisi, den bunten Vielvölkerstaat der k. u. k. Monarchie meint jeder zu kennen, sind sie doch zur Vorlage für unzählige Romane und Filme geworden. Rady zeigt, dass die Wirklichkeit eine andere war - und keineswegs weniger spannend.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Hannes Grandits ahnt mit Martyn Radys Buch über die Habsburger, warum deren Dynastie europäische Geschichte auf so zentrale Weise geprägt hat. Über 900 Jahre Habsburger-Herrschaft erzählt der Autor laut Rezensent anekdotenreich, eintauchend in Heiraten und Fehden und anhand von Feinden und Mitstreitern der porträtierten Herrscherfiguren. Die globalen Bezüge der Habsburger Geschichte werden dabei für Grandis ebenso erhellt wie Reichs- und Regionalgeschichtliches.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2022Bis zuletzt ein Friedenskaiser in den Großen Krieg taumelte
Vom aufstrebenden Rittergeschlecht bis zum Untergang im Herbst 1918: Martyn Rady erzählt anekdotenreich die fast tausendjährige Geschichte der Habsburgerdynastie
Seit dem späten zehnten Jahrhundert hatte das am Oberrhein und in der heutigen Nordschweiz begüterte Rittergeschlecht der Habsburger eine beträchtliche Machtstellung erlangt. Rudolf von Habsburg wurde schließlich sogar von 1273 bis 1291 römisch-deutscher König. Unter ihm gelangten die Habsburger zudem in den Besitz des Herzogtums Österreich und weiterer Gebiete am südöstlichen Rand des Reiches. Während im Laufe des vierzehnten und frühen fünfzehnten Jahrhunderts die meisten schwäbischen Besitzungen verloren gingen, wurden die österreichischen Gebiete zu ihren neuen Stammlanden. Sie verlegten in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts ihren Hof in die Alte Burg nach Wien. Danach präsentierte sich die Familie als "Haus Österreich". Aus Schwaben wurden Österreicher.
Wien und die österreichischen Länder sollten jedoch bald wieder eine untergeordnete Rolle für die Dynastie spielen, der Martyn Rady eine Darstellung gewidmet hat. Über Heirats- und Erbverträge gelangten die Habsburger im Übergang zum sechzehnten Jahrhundert in den Besitz großer Teile der burgundischen Niederlande und dann auch ganz Spaniens. Durch die spanischen Konquistadorenunternehmungen kamen so auch die spanischen "Erwerbungen" in Amerika in den habsburgischen Herrschaftsverbund. Karl von Gent, der in den Niederlanden aufgewachsene Enkel Maximilians, der als Karl V. von 1520 bis 1558 auch als Kaiser des Hl. Römischen Reiches regierte, empfand sich nicht ganz zu Unrecht als "Weltenherrscher". Habsburgische Geschichte vollzog sich, und der Bezug zu Karl V. macht dies anschaulich, in größeren europäischen und nicht selten globalen Bezügen. Eine große Stärke des Buchs von Martyn Rady ist sein besonderes Interesse genau dafür.
Indem Rady Generation um Generation von habsburgischen Herrscherpersönlichkeiten und ausgewählten Familienmitgliedern, Ehefrauen, Weggefährten, Mitstreitern sowie auch Feinden zum Thema seiner anekdotenreichen Erzählungen macht, nimmt der Leser an einem Parforceritt durch fast ein Jahrtausend europäischer Geschichte teil. In den ersten sechs Kapiteln geht es um die Habsburger in der mittelalterlichen Regional- und Reichsgeschichte. Die folgenden zehn Kapitel behandeln die Zeit des aufkommenden Religionsstreits. Die beiden habsburgischen dynastischen Linien - die spanische und die mitteleuropäische - brachten zwischen 1500 und 1700 Persönlichkeiten hervor, die zu zentralen Fürstreitern der katholischen Sache wurden. Das betraf anfangs stärker die spanischen Herrscher, die wie Philipp II. der Inquisition in Spanien (und in Übersee) enorme Macht zur Verfolgung Andersdenkender zugestanden. Verschiedene Habsburger der mitteleuropäischen Linie, die es ab dem frühen sechzehnten Jahrhundert mit der Abwehr einer drohenden osmanischen Expansion bis in ihr eigenes Stammgebiet zu tun bekamen, waren hier anfangs pragmatischer. Spätestens mit dem Dreißigjährigen Krieg war dies vorbei. "Der dreißigjährige Weltkrieg", wie ihn Rady beschreibt, verwüstete nicht nur viele Regionen in Europa, sondern wurde auch weit in die außereuropäische Welt getragen - in den Kongo, auf die Philippinen oder nach Süd- und Mittelamerika.
Im Jahr 1700 endeten mit dem erbenlosen Tod des spanischen Königs Karl II. die spanische Linie der Habsburger und somit auch der spanisch-habsburgische Schwerpunkt der Erzählung in Radys Buch. Nun rückt wieder das "Haus Österreich" in Mitteleuropa ins Zentrum der Betrachtungen. In den fünfzehn Kapiteln, die die zweite Hälfte des Buches ausmachen, verortet Rady die Habsburger in der sich wandelnden Welt des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. Durch den "Sieg über die Türken" expandierte ihr Reich nun allerdings zu einem ostmitteleuropäischen Imperium. Die Gewinne aus den "Türkenkriegen" ermöglichen den "barocken Triumph", in dem nun wieder unangefochten ins Zentrum ihres dynastischen Denkens gerückten Wien.
Bald wird dann ein Engagement zur Umsetzung eines aufgeklärten Absolutismus Dreh- und Angelpunkt des Herrschaftswirkens. Am Höhepunkt dieser Politik unter Kaiser Joseph II lässt dieser sogar Hunderte Klöster, die aus seiner Sicht "keine soziale Funktion" erfüllten, schließen. Eine "Revolution von oben" sollte den Weg zu einer säkular-rationalen bürokratischen Herrschaft bahnen. In dieser Ära wird Wien zu einem kulturellen Impulsgeber für ganz Europa.
Mit den Erschütterungen der Napoleonischen Kriege folgt nach 1814/15 eine Epoche, in der die österreichischen Kaiser stark an Herrschaftsmacht einbüßen. Im Vormärz sind es Metternich und andere Regierungsbürokraten, die die Fäden einer repressiv-konservativen Politik ziehen. Im Revolutionsjahr 1848/49 retten habsburgische Generäle durch einen faktischen Militärputsch das Kaiserreich. Und auch Kaiser Franz Joseph, der als Achtzehnjähriger 1848 auf den Thron kommt, auf dem er dann 68 Jahre lang bis 1916 verbleiben sollte, war nur noch einer von mehreren gestaltenden Faktoren der Reichsentwicklung in einer Ära des turbulenten industriellen Wandels, des Liberalismus und dann Imperialismus, in der auch die Habsburgermonarchie den Weg zu einer Ausweitung gesellschaftlicher Teilhabe im politischen Leben eingeschlagen hatte.
Obwohl Radys Buch auch hier anekdotenreich den "Zeitgeist" einzufangen weiß und auch so einige nicht wirklich geläufige Details zum Thema macht (wie beispielsweise die Tianjin-Episode, als die heutige Millionenstadt in China im Jahr 1900 als Konzessionsgebiet eine Art habsburgische "Mikrokolonie" wurde), ist sein Fokus auf das Herrscherwirken doch nur mehr eingeschränkt geeignet, die Vielschichtigkeit des politisch-gesellschaftlich-ökonomischen Gefüges zu fassen, das die Habsburgermonarchie zwischen 1848 und 1918 ausmachte. Zuletzt hat Pieter Judsons in seinem zu Recht gefeierten Buch "The Habsburg Empire. A New History" in überzeugender Weise gezeigt, wie sich die erstaunlich starken innergesellschaftlichen Kohäsionskräfte, die Österreich-Ungarn bis zuletzt trotz aller inneren "Kompliziertheiten" recht stabil zusammenhielten, erklären lassen, wenn man den Blick nicht auf die dynastische oder national-politischen Ebenen allein richtet.
Je länger Franz Joseph regierte, desto mehr firmierte er als "Friedenskaiser". Er war dies aus der Sicht großer Teile der Bevölkerung auch tatsächlich geworden. Österreich-Ungarn hatte über Jahrzehnte keinen Krieg mehr geführt, und Wien, Budapest und andere Städte der Monarchie galten als Orte einer ganz besonderen habsburgischen Moderne.
Franz Joseph blieb freilich nicht der Friedenskaiser. Als er unter dem Einfluss der "Falken" in seiner Militärführung 1914 die Kriegserklärung gegen Serbien unterschrieb - wohl wissend, dass dies kein regionaler Krieg auf "dem Balkan" bleiben würde, sondern alle in Bündnisverpflichtungen aufgestellten europäischen Großmächte in einen "Großen Krieg" hineinziehen (würde) -, tat er dies mit den Worten: "Wenn wir untergehen müssen, dann ehrenhaft". Am Ende des als "Urkatastrophe" des zwanzigsten Jahrhunderts in die Geschichte eingehenden Ersten Weltkriegs hatte sich der Herrschaftsanspruch der Habsburgerdynastie für immer erübrigt.
Warum sie über die Jahrhunderte hinweg ein so zentrales Element der europäischen Geschichte war, davon vermittelt Martyn Rady in seinem Buch einen guten Eindruck. HANNES GRANDITS
Martyn Rady: "Die Habsburger". Aufstieg einer Weltmacht.
Aus dem Englischen von Henning Thies.
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2021. 624 S., geb., 34,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vom aufstrebenden Rittergeschlecht bis zum Untergang im Herbst 1918: Martyn Rady erzählt anekdotenreich die fast tausendjährige Geschichte der Habsburgerdynastie
Seit dem späten zehnten Jahrhundert hatte das am Oberrhein und in der heutigen Nordschweiz begüterte Rittergeschlecht der Habsburger eine beträchtliche Machtstellung erlangt. Rudolf von Habsburg wurde schließlich sogar von 1273 bis 1291 römisch-deutscher König. Unter ihm gelangten die Habsburger zudem in den Besitz des Herzogtums Österreich und weiterer Gebiete am südöstlichen Rand des Reiches. Während im Laufe des vierzehnten und frühen fünfzehnten Jahrhunderts die meisten schwäbischen Besitzungen verloren gingen, wurden die österreichischen Gebiete zu ihren neuen Stammlanden. Sie verlegten in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts ihren Hof in die Alte Burg nach Wien. Danach präsentierte sich die Familie als "Haus Österreich". Aus Schwaben wurden Österreicher.
Wien und die österreichischen Länder sollten jedoch bald wieder eine untergeordnete Rolle für die Dynastie spielen, der Martyn Rady eine Darstellung gewidmet hat. Über Heirats- und Erbverträge gelangten die Habsburger im Übergang zum sechzehnten Jahrhundert in den Besitz großer Teile der burgundischen Niederlande und dann auch ganz Spaniens. Durch die spanischen Konquistadorenunternehmungen kamen so auch die spanischen "Erwerbungen" in Amerika in den habsburgischen Herrschaftsverbund. Karl von Gent, der in den Niederlanden aufgewachsene Enkel Maximilians, der als Karl V. von 1520 bis 1558 auch als Kaiser des Hl. Römischen Reiches regierte, empfand sich nicht ganz zu Unrecht als "Weltenherrscher". Habsburgische Geschichte vollzog sich, und der Bezug zu Karl V. macht dies anschaulich, in größeren europäischen und nicht selten globalen Bezügen. Eine große Stärke des Buchs von Martyn Rady ist sein besonderes Interesse genau dafür.
Indem Rady Generation um Generation von habsburgischen Herrscherpersönlichkeiten und ausgewählten Familienmitgliedern, Ehefrauen, Weggefährten, Mitstreitern sowie auch Feinden zum Thema seiner anekdotenreichen Erzählungen macht, nimmt der Leser an einem Parforceritt durch fast ein Jahrtausend europäischer Geschichte teil. In den ersten sechs Kapiteln geht es um die Habsburger in der mittelalterlichen Regional- und Reichsgeschichte. Die folgenden zehn Kapitel behandeln die Zeit des aufkommenden Religionsstreits. Die beiden habsburgischen dynastischen Linien - die spanische und die mitteleuropäische - brachten zwischen 1500 und 1700 Persönlichkeiten hervor, die zu zentralen Fürstreitern der katholischen Sache wurden. Das betraf anfangs stärker die spanischen Herrscher, die wie Philipp II. der Inquisition in Spanien (und in Übersee) enorme Macht zur Verfolgung Andersdenkender zugestanden. Verschiedene Habsburger der mitteleuropäischen Linie, die es ab dem frühen sechzehnten Jahrhundert mit der Abwehr einer drohenden osmanischen Expansion bis in ihr eigenes Stammgebiet zu tun bekamen, waren hier anfangs pragmatischer. Spätestens mit dem Dreißigjährigen Krieg war dies vorbei. "Der dreißigjährige Weltkrieg", wie ihn Rady beschreibt, verwüstete nicht nur viele Regionen in Europa, sondern wurde auch weit in die außereuropäische Welt getragen - in den Kongo, auf die Philippinen oder nach Süd- und Mittelamerika.
Im Jahr 1700 endeten mit dem erbenlosen Tod des spanischen Königs Karl II. die spanische Linie der Habsburger und somit auch der spanisch-habsburgische Schwerpunkt der Erzählung in Radys Buch. Nun rückt wieder das "Haus Österreich" in Mitteleuropa ins Zentrum der Betrachtungen. In den fünfzehn Kapiteln, die die zweite Hälfte des Buches ausmachen, verortet Rady die Habsburger in der sich wandelnden Welt des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. Durch den "Sieg über die Türken" expandierte ihr Reich nun allerdings zu einem ostmitteleuropäischen Imperium. Die Gewinne aus den "Türkenkriegen" ermöglichen den "barocken Triumph", in dem nun wieder unangefochten ins Zentrum ihres dynastischen Denkens gerückten Wien.
Bald wird dann ein Engagement zur Umsetzung eines aufgeklärten Absolutismus Dreh- und Angelpunkt des Herrschaftswirkens. Am Höhepunkt dieser Politik unter Kaiser Joseph II lässt dieser sogar Hunderte Klöster, die aus seiner Sicht "keine soziale Funktion" erfüllten, schließen. Eine "Revolution von oben" sollte den Weg zu einer säkular-rationalen bürokratischen Herrschaft bahnen. In dieser Ära wird Wien zu einem kulturellen Impulsgeber für ganz Europa.
Mit den Erschütterungen der Napoleonischen Kriege folgt nach 1814/15 eine Epoche, in der die österreichischen Kaiser stark an Herrschaftsmacht einbüßen. Im Vormärz sind es Metternich und andere Regierungsbürokraten, die die Fäden einer repressiv-konservativen Politik ziehen. Im Revolutionsjahr 1848/49 retten habsburgische Generäle durch einen faktischen Militärputsch das Kaiserreich. Und auch Kaiser Franz Joseph, der als Achtzehnjähriger 1848 auf den Thron kommt, auf dem er dann 68 Jahre lang bis 1916 verbleiben sollte, war nur noch einer von mehreren gestaltenden Faktoren der Reichsentwicklung in einer Ära des turbulenten industriellen Wandels, des Liberalismus und dann Imperialismus, in der auch die Habsburgermonarchie den Weg zu einer Ausweitung gesellschaftlicher Teilhabe im politischen Leben eingeschlagen hatte.
Obwohl Radys Buch auch hier anekdotenreich den "Zeitgeist" einzufangen weiß und auch so einige nicht wirklich geläufige Details zum Thema macht (wie beispielsweise die Tianjin-Episode, als die heutige Millionenstadt in China im Jahr 1900 als Konzessionsgebiet eine Art habsburgische "Mikrokolonie" wurde), ist sein Fokus auf das Herrscherwirken doch nur mehr eingeschränkt geeignet, die Vielschichtigkeit des politisch-gesellschaftlich-ökonomischen Gefüges zu fassen, das die Habsburgermonarchie zwischen 1848 und 1918 ausmachte. Zuletzt hat Pieter Judsons in seinem zu Recht gefeierten Buch "The Habsburg Empire. A New History" in überzeugender Weise gezeigt, wie sich die erstaunlich starken innergesellschaftlichen Kohäsionskräfte, die Österreich-Ungarn bis zuletzt trotz aller inneren "Kompliziertheiten" recht stabil zusammenhielten, erklären lassen, wenn man den Blick nicht auf die dynastische oder national-politischen Ebenen allein richtet.
Je länger Franz Joseph regierte, desto mehr firmierte er als "Friedenskaiser". Er war dies aus der Sicht großer Teile der Bevölkerung auch tatsächlich geworden. Österreich-Ungarn hatte über Jahrzehnte keinen Krieg mehr geführt, und Wien, Budapest und andere Städte der Monarchie galten als Orte einer ganz besonderen habsburgischen Moderne.
Franz Joseph blieb freilich nicht der Friedenskaiser. Als er unter dem Einfluss der "Falken" in seiner Militärführung 1914 die Kriegserklärung gegen Serbien unterschrieb - wohl wissend, dass dies kein regionaler Krieg auf "dem Balkan" bleiben würde, sondern alle in Bündnisverpflichtungen aufgestellten europäischen Großmächte in einen "Großen Krieg" hineinziehen (würde) -, tat er dies mit den Worten: "Wenn wir untergehen müssen, dann ehrenhaft". Am Ende des als "Urkatastrophe" des zwanzigsten Jahrhunderts in die Geschichte eingehenden Ersten Weltkriegs hatte sich der Herrschaftsanspruch der Habsburgerdynastie für immer erübrigt.
Warum sie über die Jahrhunderte hinweg ein so zentrales Element der europäischen Geschichte war, davon vermittelt Martyn Rady in seinem Buch einen guten Eindruck. HANNES GRANDITS
Martyn Rady: "Die Habsburger". Aufstieg einer Weltmacht.
Aus dem Englischen von Henning Thies.
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2021. 624 S., geb., 34,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Parforceritt durch fast ein Jahrtausend europäischer Geschichte. Hannes Grandits Frankfurter Allgemeine Zeitung 20220309