Neapel, 1943: Den Krieg gegen die Alliierten haben die Italiener verloren; nun kämpfen sie mit ihnen gegen die Deutschen. Doch mit den Befreiern breitet sich ein neues Übel in der Stadt aus: Es sind die Tage der Pest, so nennt Curzio Malaparte es gleich im ersten Satz dieses Romans, der vom Vatikan auf den Index gesetzt wurde und seinen Verfasser weltberühmt machte. Der Protagonist namens Malaparte, Verbindungsoffizier bei den Alliierten, begibt sich auf eine Odyssee durch ein zerstörtes Italien, dessen Bewohner in Elend und Chaos leben. Zwischen den Trümmern, unter denen Tote begraben liegen, verkaufen Frauen wie Männer ihre Körper und die spendablen GIs an ihre Landsleute, finden sich die alliierten Soldaten wieder «in einem geheimnisvollen Land, wo offenbar nicht die Vernunft, nicht das Bewusstsein, sondern unterirdische dunkle Kräfte die Menschen und die Dinge ihres Lebens steuerten». Und dann bricht in der mythischen Landschaft Kampaniens der Vesuv aus ... Fäulnis und Zerstörung malt dieser epochale Roman in Bildern voll unvergesslicher Schönheit. Und in unserer friedensfernen Gegenwart ist er so aktuell wie bei seinem Erscheinen.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Anlässlich der Buchmesse sind zwei italienische Klassiker in neuer Übersetzung erschienen, die Rezensent Niklas Bender genauer unter die Lupe nimmt: Curzio Malaparte begibt sich mit seinem Protagonisten, einem Offizier, in das von den Amerikanern besetze Neapel. In schreckensvollen Szenen in insgesamt zwölf thematisch sortierten Kapiteln blickt er auf den Verfall der Zivilisation, zwischen Prostitution, Sklavenhandel und Krieg, so Bender. Der Kritiker liest darin eine "Klage" der Menschheit an sich, die, das Buch ist 1949 zuerst erschienen, stark vom Zweiten Weltkrieg beeinflusst ist und in ihrem eindrucksvollen Zynismus selbst das Meer als "ekelhaftes Reptil" wahrnimmt. Die Schonungslosigkeit seiner Schilderungen hat etwa Adorno und Benn erzürnt, umso imposanter also für ihn, dass der Rowohlt-Verlag sich der Aufgabe angenommen hat, mit Frank Heiberts Übersetzung ein Zeichen zu setzen, dass die Auseinandersetzung mit diesem Roman noch lange nicht abgeschlossen ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Neuübersetzungen sind mehr als (hoffentlich) bessere Wiedergaben. Sie sind Anzeichen für ein fortdauerndes oder neu erwachendes Interesse, für eine Auseinandersetzung. Bei Malaparte, den die deutsche Geisteswelt nicht geschont hat, erfreut das doppelt. Niklas Bender Frankfurter Allgemeine Zeitung 20241114