»Evidenzbasiertes« Regieren anhand von Statistiken ist schon immer ein Kennzeichen des modernen Staates. Der politisch-administrative Umgang mit der Corona-Pandemie, der von Inzidenzwerten des Infektionsgeschehens bestimmt ist, und zuvor schon die »datengetriebene« Bildungspolitik, insbesondere seit Einrichtung des Programme for International Student Assessment (PISA) der OECD im Jahr 2000, haben diese Praxis auf ein neues Niveau gehoben. Richard Münch zeigt, inwieweit diese Art des Regierens die Wissenschaft für die eigenen Legitimationszwecke instrumentalisiert, wie sie zu einer politisch-administrativen Kontrolle über alle Sektoren der Gesellschaft führt und wie sie sich in den Fallstricken des Szientismus verfängt. Zahlen und Modellrechnungen erzeugen - so die These - einen Schematismus des Entscheidens, der die Komplexität der konkreten Wirklichkeit verfehlt, sodass die gesetzten Ziele nicht erreicht werden und unerwünschte Nebenfolgen auftreten.
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»Als ein Soziologe, der brillante Theoriekompetenz und bienengleichen Forscherfleiß zu klugen und erhellenden Gesellschaftsdiagnosen zu verknüpfen vermag, gehört Richard Münch zu den bedeutendsten Denkern unseres Faches. Und das besprochene Buch belegt das einmal mehr: Mit seiner Fülle an empirischen Material, seiner komplexen gesellschaftstheoretischen Rahmung und den profunden, aus einem immensen Fundus an Wissen über die Metamorphosen des Sozialen schöpfenden Analyse ist ihm eine beachtenswerte soziologische Krisendiagnose gelungen, die zum Weiterdenken anregt und der man zahlreiche Leser:innen wünscht.« Maurizio Bach, Soziopolis, 24.01.2023»Die Leistung dieses lesenswerten Buches ist die empirische Fundierung der bereits in der Öffentlichkeit stehenden These von der Epistemisierung des Politischen. Münch zeigt mit zwei Fallstudien, die konzeptuell und methodisch jeweils für sich stehen, wie sich durch das koordinierte Wirken unterschiedlicher Akteure ein gesellschaftliches Steuerungsregime etabliert, welches der Wissenschaft und ihrem Wissen eine einzigartige, demokratietheoretisch jedoch bedenkliche Position zuordnet.« Jörn Knobloch, Politische Vierteljahresschrift (2023) 64: 869-871