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"Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen." Exodus 22,17 In wenigen Gebieten der Geschichts- und Kulturwissenschaften hat sich in den letzten Jahren so viel bewegt und so viel verändert wie in der Hexenforschung.Zahlreiche Annahmen des "Schulbuchwissens" wurden durch genaue Analyse der Quellen und der territorialgeschichtlichen Hintergründe widerlegt. Das Bild ist vor allem zeitlich und räumlich viel differenzierter geworden. Warum waren bestimmte Gebiete verfolgungsintensiv, während Nachbarterritorien verfolgungsfrei blieben? Wie ist das Verhältnis Frauen und Männer unter den Opfern? Waren…mehr
"Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen." Exodus 22,17 In wenigen Gebieten der Geschichts- und Kulturwissenschaften hat sich in den letzten Jahren so viel bewegt und so viel verändert wie in der Hexenforschung.Zahlreiche Annahmen des "Schulbuchwissens" wurden durch genaue Analyse der Quellen und der territorialgeschichtlichen Hintergründe widerlegt. Das Bild ist vor allem zeitlich und räumlich viel differenzierter geworden. Warum waren bestimmte Gebiete verfolgungsintensiv, während Nachbarterritorien verfolgungsfrei blieben? Wie ist das Verhältnis Frauen und Männer unter den Opfern? Waren "Hexen" Trägerinnen eines vorchristlichen Kultes? Gingen die Verfolgungen von "oben" oder von "unten" in der Gesellschaft aus? Wie kam es zur Überwindung des Hexenglaubens? Die außereuropäische Ethnologie hat erkennen müssen, in wie hohem Umfang das Thema der Hexereiverdächtigungen auch in anderen Kulturen und bis in die unmittelbare Gegenwart präsent ist. Einige der massivsten Hexenverfolgungen haben weitab des abendländischen Kulturraumes stattgefunden. Der vorliegende Band trägt diesen neuen Forschungsergebnissen Rechnung und widerlegt viele Klischees. Dabei kommen nicht nur die grausigen und schmerzvollen Details der Verfolgungsgeschichte und das schwüle und üppige Bild gesellschaftlicher Hexensabbatfantasien, sondern auch das Umkippen des Hexenpradigmas im 20. und 21. Jhdt. zur Sprache. Wie wurde aus der "bösen Hexe" der europäischen Tradition die "gute Hexe" der ökofeministischen Esoterikszene und der Wiccabewegung? Vor allem: warum wurde die Hexe zur Identifikationsfigur? Wie steht es mit der antiken Vorgeschichte des Glaubens an Hexerei? Hexen. Eine kulturgeschichtliche Analyse orientiert facettenreich und auf neuestem Forschungsstand über das Thema aus einem globalen Blickwinkel, und bietet manche Überraschungen. Ergänzt wird der Band durch einige Quellentexte.
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Autorenporträt
Prof. Dr. Marco Frenschkowski, geboren 1960, Religionswissenschaftler und ev. Theologe, ist Professor für Neues Testament an der Universität Leipzig. Neben der Erforschung antiker Religionen ist er seit vielen Jahren für seine Arbeiten auf dem Gebiet magischer und esoterischer Diskurse bekannt. Im marixverlag sind von ihm erschienen u.a. Heilige Schriften, Die Geheimbünde. Eine kulturgeschichtliche Analyse und Mysterien des Urchristentums. Eine kritische Sichtung spekulativer Theorien zum frühen Christentum.
Inhaltsangabe
Vorwort; 1. Hexen: eine erste Problemanzeige; Das Hexenklischee; Ein Beispiel: "9 Millionen Frauen"; Heutige Schätzungen von Opferzahlen; Einiges zu Wert und Grenzen der älteren Hexenforschung; Neuere Entwicklungen der Hexenforschung; 2. Malefica: die Hexe in der Antike; Hexen in griechischen und lateinischen Überlieferungen; Magiefurcht - Magieprozesse; Hexen in der biblisch-alttestamentlichen und jüdischen Überlieferung; Hexenwesen und antike Magietheorien; Antike Magie und die konstituierenden Elemente des Hexenimaginariums; 3. Hagazussa: die frühe Geschichte des mittelalterlich-europäischen Hexenbildes; Einiges zur Wortgeschichte; Rechtsentwicklungen zwischen Antike und Mittelalter; Rahmenbedingungen des früh- und hochmittelalterlichen Hexenbildes; Canon episcopi und Dianakult; Die Hexe als Fremde; 4. Die "alte Religion": ein Gespräch mit Margaret Murray; Der Teufel als Mann mit einer Maske?; Der Zusammenbruch einer Theorie; Margaret Murray zwischen alten und neuen Heiden; 5. Synagoga Satanae: Fiktionen einer Anti-Religion im Untergrund des Abendlandes und das Hexenimaginarium der frühen Neuzeit; Die Hexe als Häretikerin; Die Entwicklung zur "Hexensekte"; Die Merkmale der Hexe; Der Hexensabbat als Gesamtimaginarium einer Anti-Religion; Der Teufel: biblische, altkirchliche etc. Vorgeschichte; Der Teufel: christliches Mittelalter und Neuzeit; Der Teufelspakt; 6. "Malefi cos non patieris vivere": die epidemischen Verfolgungen (14.-17. Jhdt.); Sukzession der Projektionsflächen: Juden, Aussätzige, Hexen, Vampire - und wieder Juden; Die Kleine Eiszeit; Chronologie der Verfolgungen; 7. Malleus maleficarum: Hexereiverdächtigungen als intellektuelles Konstrukt und die Überwindung des Hexenglaubens; Der Malleus Maleficarum als Beispiel einer intellektuellen juristischen Konstruktion des Hexenglaubens; Der Hexenhammer: Aus dem Inhalt; Überwindungen des Hexenglaubens; Eine weitere verfehlte Theorie: die "Vernivhtung der weisen Frauen"; Hilfsmittel der Hexenforschung; 8. "Mangu", "soroka", "ngua": Hexereiverdächtigungen und Hexenbilder in außereuropäischen Kulturen; Hexenverfolgung in der Gegenwart als "Sensation": das Thema in den Medien; Evans-Pritchard und die Azande; Und der Teufel? Religionsgeschichtliches zum Herrn der Finsternis;9. Salem: ein regionales Beispiel; Verleumdung; Anklage und Prozess; 10. Europäische Schamanen? Ein Gespräch mit Carlo Ginzburg; Der methodische Ansatz; Benandanti; Ginzburg und der Hexensabbat; Der Hexensabbat: was wir über seine Herkunft wissen; 11. "There is no such thing as magic": Hexenbilder in Literatur und Film (19.-21. Jhdt.); 12. Wie aus bösen Hexen gute Hexen wurden: ein Gespräch mit Charles Godfrey Leland; Hexen und Göttinnen, Michelet und Leland; 13. Wicca und die Hexe als Identifikationsfigur: die Entstehung einer Religion; Anhang: Texte; a. Canidia und Erictho: zwei antike Hexen; b. Der Canon episcopi; c. Jean Bodin, Johan Fischart, "Vom ausgelasnen wütigen Teuff elsheer" (1591) (Auszüge); d. "Wenn alle mich für eine Hexe halten, warum sollte ich keine werden?": "The Witch of Edmonton" (1621) (Auszug); e. Ch. G. Leland, "Aradia, or, The Gospel of the Witches" (1899) (Auszüge)
Vorwort; 1. Hexen: eine erste Problemanzeige; Das Hexenklischee; Ein Beispiel: "9 Millionen Frauen"; Heutige Schätzungen von Opferzahlen; Einiges zu Wert und Grenzen der älteren Hexenforschung; Neuere Entwicklungen der Hexenforschung; 2. Malefica: die Hexe in der Antike; Hexen in griechischen und lateinischen Überlieferungen; Magiefurcht - Magieprozesse; Hexen in der biblisch-alttestamentlichen und jüdischen Überlieferung; Hexenwesen und antike Magietheorien; Antike Magie und die konstituierenden Elemente des Hexenimaginariums; 3. Hagazussa: die frühe Geschichte des mittelalterlich-europäischen Hexenbildes; Einiges zur Wortgeschichte; Rechtsentwicklungen zwischen Antike und Mittelalter; Rahmenbedingungen des früh- und hochmittelalterlichen Hexenbildes; Canon episcopi und Dianakult; Die Hexe als Fremde; 4. Die "alte Religion": ein Gespräch mit Margaret Murray; Der Teufel als Mann mit einer Maske?; Der Zusammenbruch einer Theorie; Margaret Murray zwischen alten und neuen Heiden; 5. Synagoga Satanae: Fiktionen einer Anti-Religion im Untergrund des Abendlandes und das Hexenimaginarium der frühen Neuzeit; Die Hexe als Häretikerin; Die Entwicklung zur "Hexensekte"; Die Merkmale der Hexe; Der Hexensabbat als Gesamtimaginarium einer Anti-Religion; Der Teufel: biblische, altkirchliche etc. Vorgeschichte; Der Teufel: christliches Mittelalter und Neuzeit; Der Teufelspakt; 6. "Malefi cos non patieris vivere": die epidemischen Verfolgungen (14.-17. Jhdt.); Sukzession der Projektionsflächen: Juden, Aussätzige, Hexen, Vampire - und wieder Juden; Die Kleine Eiszeit; Chronologie der Verfolgungen; 7. Malleus maleficarum: Hexereiverdächtigungen als intellektuelles Konstrukt und die Überwindung des Hexenglaubens; Der Malleus Maleficarum als Beispiel einer intellektuellen juristischen Konstruktion des Hexenglaubens; Der Hexenhammer: Aus dem Inhalt; Überwindungen des Hexenglaubens; Eine weitere verfehlte Theorie: die "Vernivhtung der weisen Frauen"; Hilfsmittel der Hexenforschung; 8. "Mangu", "soroka", "ngua": Hexereiverdächtigungen und Hexenbilder in außereuropäischen Kulturen; Hexenverfolgung in der Gegenwart als "Sensation": das Thema in den Medien; Evans-Pritchard und die Azande; Und der Teufel? Religionsgeschichtliches zum Herrn der Finsternis;9. Salem: ein regionales Beispiel; Verleumdung; Anklage und Prozess; 10. Europäische Schamanen? Ein Gespräch mit Carlo Ginzburg; Der methodische Ansatz; Benandanti; Ginzburg und der Hexensabbat; Der Hexensabbat: was wir über seine Herkunft wissen; 11. "There is no such thing as magic": Hexenbilder in Literatur und Film (19.-21. Jhdt.); 12. Wie aus bösen Hexen gute Hexen wurden: ein Gespräch mit Charles Godfrey Leland; Hexen und Göttinnen, Michelet und Leland; 13. Wicca und die Hexe als Identifikationsfigur: die Entstehung einer Religion; Anhang: Texte; a. Canidia und Erictho: zwei antike Hexen; b. Der Canon episcopi; c. Jean Bodin, Johan Fischart, "Vom ausgelasnen wütigen Teuff elsheer" (1591) (Auszüge); d. "Wenn alle mich für eine Hexe halten, warum sollte ich keine werden?": "The Witch of Edmonton" (1621) (Auszug); e. Ch. G. Leland, "Aradia, or, The Gospel of the Witches" (1899) (Auszüge)
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