Als Meistererzählung bezeichnet die Geschichtswissenschaft historische Großdeutungen, die für eine bestimmte Zeit oder eine bestimmte historische Erzählperspektive leitend werden. Mit den Konjunkturen und Krisen solcher Großerzählungen in der deutschen Geschichtsschreibung nach 1945 beschäftigen sich die hier zusammengestellten Beiträge.Im Mittelpunkt stehen die drei zentralen Leittexte der deutschen Nationalgeschichte der Nachkriegszeit: die Rückbesinnung auf einen moralisch gezähmten Historismus und seine Ablösung durch das Konzept des deutschen »Sonderwegs« in der Bundesrepublik auf der einen Seite, die verschiedenen Entwicklungsstadien des ostdeutschen Gegenentwurfs in Gestalt einer sozialistischen Nationalgeschichte auf der anderen Seite. Vor diesem Hintergrund reflektieren weitere Beiträge das analytische Potenzial des Begriffs der historischen Meistererzählung und fragen angesichts der Krise nationalgeschichtlicher Erzählperspektiven nach ihren möglichen Alternativen.
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