Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Politik - Region: Osteuropa, Universität Hamburg (Fakultät für Geisteswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Hungernot in Kasachstan zählt auch heute noch, knapp zwanzig Jahre nach dem Ende des Sowjetregimes, zu den am wenigsten erforschten menschlichen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Die Gründe hierfür liegen zum Einen in der schwierigen Aktenzugänglichkeit, da viele relevante Dokumente noch unter Verschluss gehalten werden, zum Anderen in dem erst seit Mitte der 1990er Jahre aufkeimenden Interesse an einer Aufarbeitung des Geschehenen. Bis dahin hatte man die Hungersnot lediglich als unbedeutenden Nebeneffekt einer erfolgreichen Sowjetisierung angesehen. Die Ursachen für die Hungersnot lassen sich auf zwei zentrale Punkte zurückführen. Auf der einen Seite die Bekämpfung des Kulakentums und die damit einhergehende Zwangskollektivierung, aber auch die schwierige Ausgangssituation und die damit verbundenen kulturellen und ethnischen Probleme, auf die die Sowjetführung im traditionellen Kasachstan der 1920er Jahre traf. Eine Integration der nomadisch lebenden Kasachen in die Sowjetgesellschaft war von vorneherein zum Scheitern verurteilt, da die russischen Machthaber wenig Rücksicht auf die Traditionen der einheimischen Bevölkerung nahmen und die Repressalien im Kampf gegen die Kulaken und zur Durchsetzung der Zwangskollektivierung, vertieften nur den Graben zwischen kasachischer Bevölkerung und der hauptsächlich russischstämmigen Obrigkeit, was schlussendlich zu gewalttätigem Widerstand der Kasachen führte. Inwieweit der sowjetischen Führung eine Mitschuld, wenn nicht gar die alleinige Verantwortung, für die Hungersnot zuzuschreiben ist, wird ebenfalls zu erörtern sein.
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