Vordiplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 1,0, Universität Hamburg (Philosophisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: "Massenpsychologie" lautet eines der Schlagwörter, mit denen Thomas S. Kuhns Konzept von der "Struktur wissenschaftlicher Revolutionen" kritisiert und gebrandmarkt wurde. Wissenschaftsphilosophen in der Tradition des kritischen Rationalismus warfen Kuhn vor, dass nach seiner Theorie nicht "gute Gründe" sondern "reine Rhetorik ohne argumentative Substanz" und "Irrationalität" zu Paradigmawechseln führten. In der Tat erhält eine Wissenschaftstheorie, die statt einer Logik der Forschung die menschlichen Protagonisten des Wissenschaftsbetriebs betrachtet, unverkennbare Züge einer Sozialwissenschaft. Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss von Ideologien auf die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen anhand von zwei Beispielen, die wie Kuhns Quellenmaterial aus der Geschichte der Physik stammen: Nach Paul Forman war die schnelle Etablierung der akausalen Quantenmechanik durch deutsche Physiker in den zwanziger Jahren ein Versuch, den Inhalt ihrer Wissenschaft der Ideologie ihres intellektuellen Milieus anzugleichen; Im Werdegang des Physikers Johannes Stark zu Anfang des 20. Jahrhunderts lässt sich erkennen, wie ein bereits akzeptiertes Paradigma unter dem Einfluss einer politischen Ideologie aufs Neue abgelehnt wurde. Die Beispiele zeigen, dass die Wissenschaftstheorie bestimmte ausserwissenschaftliche, soziale Phänomene als relevante Größen in ihrem Gegenstandsbereich akzeptieren muss. Der Vorwurf der "Massenpsychologie" ist polemisch, aber berechtigt.
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