Es ist der Morgen des 1. April, als etwas Ungeheures geschieht: Ein gelber Nebel zieht auf, der die Menschen buchstäblich in Luft auflöst. Aber nicht alle Menschen sind verschwunden, stellt Franz Lindner fest, der Erzähler dieses alle Grenzen sprengenden Romans. Er selbst hat als Patient einer Einrichtung für psychisch beeinträchtigte Künstlerinnen und Künstler die Katastrophe überlebt - wie auch die anderen Patienten, Ärzte und Besucher. So unfasslich das Ereignis ist, so konkret muss der Alltag jetzt organisiert werden. Eine Dorfgemeinschaft aus Bienenzüchtern entwickelt sich, und Franz Lindner wird ihr Chronist. Aber die neue Welt ist keine friedliche: Gewalt, Hass und Eifersucht sind nicht verschwunden, und auch die Natur scheint sich vom Menschen befreien zu wollen. Zwei Jahre begleiten wir »die Imker« durch eine Welt, in der Traum und Wirklichkeit nicht zu unterscheiden sind. Dann macht ein weiteres unerklärliches Ereignis der Geschichte ein überraschendes Ende. Gerhard Roths »Die Imker« ist ein philosophischer Roman im Setting einer Dystopie. Er behandelt die Entstehung von Gesellschaft und das Wesen des Menschen, vor allem die Bedeutung des Unbewussten und das Rätsel des Todes. Es ist das Spätwerk eines großen Autors, der in einem parabelartigen Gedankenspiel noch einmal alle Motive seines Denkens und Schreibens versammelt.
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Rezensent Oliver Jungen empfiehlt diesen postum erschienenen Roman von Gerhard Roth als Einstiegsdroge in den Erzählkosmos des Autors. Sog entwickelt der Text laut Jungen durch einen gekonnten Stil, Tiefe und zugleich Zugänglichkeit. Worum geht es? Laut Rezensent um ein literarisches Gegenstück zu Foucaults Antipsychiatrie, in dem ein paar Psychotiker in der Postapokalypse eine Gesellschaft der Imker etablieren. Klingt verrückt? Stimmt, meint Jungen, doch wie Roth die Dystopie mit utopischen Zügen entwirft, surreal, poetisch, plastisch, mitreißend und voller Exkurse über Kunst, Biologie und Religion, findet der Rezensent stark. Ein "Blick hinter die Wirklichkeit", der sich lohnt, meint er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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ein sprichwörtlich starkes Buch, das man nur ungern zur Seite legt. Florian Müller Etcetera 20221011