Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Politik - Politisches System Deutschlands, Note: 2, Universität Leipzig, Veranstaltung: Die gemeinsame Transformation von PDS und ostdeutscher Gesellschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit dem Fall der Berliner Mauer begann in allen Staaten des ehemaligen Ostblocks ein vielschichtiger Transformationsprozess, an dessen Ende ein demokratisch-repräsentatives, pluralistisches, gewaltenteilig organisiertes und auf der Achtung der Menschenrechte basierendes Staatswesen mit sozialer und freier Marktwirtschaft stehen sollte. Der deutsche Vereinigungsprozess bekleidet in diesem Kontext einen Sonderfall, da er sich mit einem enormen Tempo als „Institutionentransfer“ vollzog, also als Transfer des gesamten politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Gefüges der Bundesrepublik Deutschland auf die DDR. Die Vollendung der staatlichen Einheit liegt mittlerweile mehr als eine Dekade der Zeitgeschichte zurück und die Euphorie der Jahre 1989/90 ist einer relativen Deprivation der Bevölkerung im Ostteil des Landes gewichen. Im Herbst 1989 gingen die Menschen auf die Straße und demonstrierten in Leipzig, Berlin, Dresden und in vielen anderen Städten der damaligen DDR für mehr Demokratie und Freiheit. Der Fall der Berliner Mauer wurde mit dem Slogan „Wir sind ein Volk“ bejubelt. Heute fühlen sich die „Ossies“ großenteils als „Bürger zweiter Klasse“ und haben ihr Vertrauen in Demokratie und Marktwirtschaft verloren. Nach einer Allensbach-Umfrage im September 2000 hielten nur 42 Prozent aller Befragten in den neuen Bundesländern die Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik für verteidigenswert, 38 Prozent äußerten Zweifel. Und lediglich 33 Prozent der Neubundesbürger waren der Meinung, dass mit der Demokratie die Probleme der Bundesrepublik gelöst werden können. Im Vergleich dazu vertrauten 61 Prozent der Altbundesbürger der Demokratie als Problemlöser. Noch alarmierender ist das Ergebnis einer Untersuchung des Emnid-Institutes, in der sich 80 Prozent der Ostdeutschen als „Bürger zweiter Klasse“ fühlten und lediglich 17 Prozent meinten, sie seien mit den Westdeutschen gleichberechtigt.