Ein Schiffsunglück, Sagen um ein Geisterschiff, nächtliche Irrlichter über dem Meer, eine einsame Insel – das sind Zutaten, aus denen sich ein spannender Roman stricken lässt! Pechmann baut seinen Roman auf der Sage von einem brennenden Geisterschiff auf. Es handelt sich um das niederländische
Schiff Palatine, das Mitte des 18. Jahrhunderts mit ca. 300 Auswanderern von Amsterdam aus nach…mehrEin Schiffsunglück, Sagen um ein Geisterschiff, nächtliche Irrlichter über dem Meer, eine einsame Insel – das sind Zutaten, aus denen sich ein spannender Roman stricken lässt! Pechmann baut seinen Roman auf der Sage von einem brennenden Geisterschiff auf. Es handelt sich um das niederländische Schiff Palatine, das Mitte des 18. Jahrhunderts mit ca. 300 Auswanderern von Amsterdam aus nach Neu-England segelte und dort an Weihnachten auf den Sandbänken vor der Insel des Kleinen Gottes (später Block Island genannt) strandete. Sehr zur Freude der örtlichen Strandräuber, die das Schiff plünderten und anschließend ohne Rücksicht auf die Passagiere in Brand setzten. Seitdem erscheint das brennende Spukschiff vor der Küste.
Die Geschichte ist historisch nicht belegt, aber die Sage hält sich hartnäckig. Pechmann lagert die Sage in zwei Rahmenhandlungen ein. Ein Kartograf, der die beste Position für einen Leuchtturm berechnen soll, wird Zeuge des Unglücks und versucht mit anderen, den Menschen zu Hilfe zu kommen. Er leidet jedoch unter Gedächtnislücken, sodass er nach einigen Jahren wieder zur Insel reist, um mit der Hilfe von Überlebenden seine eigene Rolle bei der Rettung bzw. Brandschatzung zu erkennen. Die Erzählung einer Überlebenden ist das Kerngerüst des Romans. Sie erzählt anschaulich von der Werbung durch einen betrügerischen Werber, der sie und die anderen Auswanderer letztendlich in die Schuldknechtschaft von Reedern und Fabrikanten verkauft, sie erzählt von der teils dramatischen Überfahrt, der Mangelernährung, heftigen Unwettern, dem Ausbruch von Krankheiten und dem geldgierigen Verhalten der Besatzung. Aus ihrer Erzählung ergibt sich ein sehr lebendiges und anschauliches Bild einer solchen Auswandererfahrt auf einem Seelenverkäufer ohne hinreichende Ernährung und unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen, bei der die Auswanderer dem Gewinnstreben der Besatzung und v. a. der Reederei wehrlos ausgesetzt waren. Ebenso hilflos stehen sie den Wreckern gegenüber, die das Schiff mit trügerischen Positionslampen auf einer Sandbank havarieren lassen.
Sehr beklemmende Bilder gelingen Pechmann, wenn er seine Überlebende erzählen lässt, wie der Großteil der Inselbewohner den Havarierten nicht zu Hilfe eilt, sondern ihnen beim Ertrinken zuschaut und das Spektakel genießt. Da drängen sich zeitgenössische Bilder vor die Augen des Lesers....
Die Erzählung wird strukturiert durch 10 Tarotkarten, mit deren Hilfe der Kartograf sein eigenes Erleben rekonstruiert. Diese Rekonstruktion gelingt etwas mühsam und bleibt an vielen Stellen unklar. Pechmann zieht gegen Schluss eine Spukshow ab, die man als gruselig empfinden kann oder auch nicht. Es kommt aber zu Längen und Doppelungen der Handlung, die sich nicht eindeutig entwickelt, und damit bleibt die Rolle des Kartografen bei der Rettung nach wie vor wenn nicht im Dunkeln, dann doch im geisterhaften Halbdunkel.
3,5/5*