Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Christian-Albrechts-Universität Kiel (Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medienwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar Wie sieht 'Hitler' aus? Zur Inszenierung von Holocaust, Krieg und Nationalsozialismus in ästhetisch-narrativen Mediendarstellungen: Bücher, Filme, Fernsehen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Inszenierung von Holocaust und NS-Zeit bedient sich vielfältigster Methoden und Darstellungsweisen unter Aussageprämissen, die dem Unbegreifbaren in unterschiedlichster Form Rechnung zu tragen suchen. Fernab von umstrittenen Diskussionen um eine Darstellbarkeit des Holocausts, entwickelte Helmut Heißenbüttel eine eigene, den ,,erworbenen Interpretationsansatz"1 hinter sich lassende Methode literarischer Darstellung im allgemeinen und der Darstellung von historischen Begebenheiten im besonderen. So fand Heißenbüttel mit der Form der (Gegen)utopie einen Weg Historisches literarisch zu inszenieren sowie - damit - Gegenwärtiges sichtbar zu machen. Für ihn wurde diese u.a. zur Möglichkeit, um auch das totalitäre NS-Regime und dessen nicht nur direkte Folgen darstellbar zu machen sowie für Reflexionen zu öffnen. Die folgende Arbeit wird sich mehr mit der Erzähltheorie Heißenbüttels, die hinter diesem Ansatz steckt, beschäftigen - wobei lediglich auf die (anti)utopische Erzählweise Heißenbüttels eingegangen wird - als sein literarisches Werk im all-gemeinen zu beleuchten. Dabei soll trotzdem auf eine beispielhafte Analyse einer seiner Novellen, `Wenn Hitler den Krieg nicht gewonnen hätte (1979)′2, nicht verzichtet werden. Um einerseits die Beinahegleichsetzung von Wissenschaft und wissenschaftlicher Vorgehensweise mit Literatur innerhalb der Heißenbüttelschen Erzähltheorie nachzuvollziehen zu machen, andererseits aber auch Parallelen Heißenbüttelscher Utopiedarstellung zu einer Form der `wissenschaftlichen Utopie′, genauer: der Kontrafaktischen Geschichtsschreibung zu verdeutlichen, widmet sich die vorliegende Arbeit einer Analyse beider Ansätze. So soll die Form der Inszenierung, wie Heißenbüttel sie mit seiner Novelle wählt, im Hinblick auf Teile seiner Erzähltheorie genauso untersucht werden wie der damit, möglicherweise vergleichbare, aber doch unbestritten verwandte Ansatz, den die Geschichtswissenschaft nutzt. Es soll also Vergleichbares zwischen Aussagekraft der literarischen Utopie (nach Heißenbüttel) und (wissenschaftlichem) Nutzen von Uchronie verdeutlicht werden. Ein Blick auf die Plausibilität des literarischen wie des wissenschaftlichen Verfahrens in Bezug auf die Darstellbarkeit von NS-Zeit und Holocaust bildet den Abschluß der vorliegenden Arbeit.