Die theatrale Pracht der katholischen Sakralbauten, wie sie zwischen 1700 und 1780 im süddeutschen Raum entstanden, ist seit langem ein beliebter, jedoch selten hinterfragter Topos der kunstgeschichtlichen Forschungsliteratur. Tatsächlich lassen sich die Bühneneffekte des barocken Illusionstheaters auch im zeitgenössischen Kirchenbau nachweisen: Seine ephemer erscheinenden Kulissendarstellungen, seine luminaristischen Wirkungsmittel, seine suggestiven Perspektivkünste und Maschinenwunder, die sinnliche Inszenierung abstrakter , transzendenter Vorstellungen, das Verwischen der Realitätsgrenzen über das Real-Kontrollierbare hinaus. Die Kirchenräume verweisen dabei nicht nur in ihrer Raumkonzeption auf das Theater, sondern auch in der Gestaltung der Fresken, der Altäre, der Kanzel und anderer Ausstattungselemente. Bühnenhaft ausgegrenzte Chorprospekte, Altarszenarien nach Art lebender Bilder, an die Decke gebannte Bühnenfiktionen und logenartig dekorierte Oratorien bestimmen den Raumeindruck. All diesen Entwicklungen und Erscheinungsformen spürt die Autorin des vorliegenden Titels nach. Sie untersucht dabei vornehmlich die Barockkirchen im süddeutschen Raum und bringt in ihren Analysen und Betrachtungen Erstaunliches zu Tage. “Ursula Brossettes umfangreiche, sorgfältig redigierte Dissertation [stellt] vor allem für die Kontextforschung eine gewichtige und weiterführende Publikation von hohem Rang dar.” Erik Ernst Venhorst, Journal für KG 9, 2005, Heft 3