Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Literaturgeschichte, Epochen, Note: 2,0, Universität Trier, Sprache: Deutsch, Abstract: Alfred Döblin arbeitete an seinem Südamerika-Werk während dem Exil in Paris in den Jahren 1935 und 1937. Durch das Berufsverbot seine ärztliche Tätigkeit weiter auszuüben, wird automatisch das Schreiben zu seiner Hauptbeschäftigung und einziger Einnahmequelle. Döblin selbst sah sein Werk stets als Trilogie. Doch unterschiedliche editorische Eingriffe in das Gesamtwerk „Amazonas“ führten dazu, dass die zusammenhängenden Bücher auseinandergerissen wurden und somit die Kernaussage Döblins schwer zu erfassen war. Dies kann aber nicht allein der Grund gewesen sein, weshalb Döblins Amazonas-Trilogie, sowohl von der zeitgenössischen als auch der gegenwärtigen Forschung, weitestgehend gemieden oder vernachlässigt wurde. Die existierenden Rezensionen sind wissenschaftlich kaum verwertbar, da sie entweder ideologischen Inhalts sind oder sich ausschließlich mit der im Roman dargestellten Religion und Döblins damit einhergehenden Konversion zum Christentum beschäftigen. Ein weiterer Grund für das Schattendasein des Südamerika-Werkes wird wohl auch Döblins frühe Annahme der französischen Staatsbürgerschaft gewesen sein, welche die deutsche Bevölkerung seiner Person gegenüber nicht gerade positiv stimmte. Hinzu kommt die Kritik an seinem „unüberlegtem“ Schreibstil und der teilweise fehlerhaften historischen Recherche. Alles in allem gelingt es dem Roman nie aus dem Schatten von Döblins wohl bekanntestem Werk „Berlin Alexanderplatz“ herauszutreten. Angesichts des Umfangs des Werkes und seiner Vielschichtigkeit, erhebt die folgende Arbeit keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das zu bearbeitende Gebiet musste also stark eingegrenzt werden und beschränkt sich hier größtenteils auf das zweite Buch „Der blaue Tiger“, in dem ich versuche anhand des Textes und des Erzählstils Kritik an totalitären Machtstaaten nachzuweisen. Da sich Döblin in großen Passagen dem Schicksal der Jesuitenrepubliken und ihrer Entwicklung zuwendet, eignen sich jene am Besten zur genauen Erörterung des Themas. Ungewöhnlich erscheint zunächst Döblins Themenwahl: im französischen Exil schreibt er von Exotik, Fremdheit und christlicher Missionierung. Die „Vielsträngigkeit der Handlung“ , das sich nicht festlegen auf eine einzige Epoche oder einen bestimmten geographischen Handlungsort, lässt erkennen, dass Döblin in seiner Trilogie thematisch weit über das Gebiet des Amazonasflusses hinausgeht.