Ägypten erscheint als Fallstudie zugleich interessant und problematisch. Seit der Revolution von 1919 bis heute wiederholen sich dieselben offenen Fragen wie die Stellung der Minderheiten innerhalb der Gesellschaft, besonders der Juden (früher) und der Kopten (heute). Das vorherrschende nationale Denken in Wirtschaft und Gesellschaft, der Nationalismus als solcher in seinen verschiedenen Ausprägungen, die islamische Erneuerung, der Antikolonialismus, der Palästinakonflikt mit dem ihn begleitenden Antizionismus und schließlich die die staatlichen Repressionsmaßnahmen begleitenden allgegenwärtigen Menschenrechtsverletzungen haben klare Antworten bisher verhindert. Von diesen Begleitumständen wurden auch die jüdischen Diskurse in Ägypten geprägt. Hier stellt sich die Frage danach, welche Stellung die Juden in der ägyptischen Gesellschaft zwischen 1915 und 1952, insbesondere aber in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, einnahmen und danach, ob diese Stellung sich erkennbar von der anderer nicht-muslimischer oder nicht-ägyptischer Minderheiten im Land unterschied. Ausgehend von der These, dass die ägyptischen Juden sowohl durch die Ideologie des politischen Zionismus als auch durch den ägyptischen Nationalismus instrumentalisiert wurden, geht Taqadum Alkhatib in seiner Studie diesen Fragen nach und untersucht neben der Stellung der Juden in der ägyptischen Gesellschaft die Beziehung zwischen den sephardischen, aschkenasischen und karäischen Juden im genannten Zeitraum. Dabei geht es nicht um eine chronologische Deskription, sondern um eine sprachliche, historische und ideologische Analyse.
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