Die deutschen Besatzer und ihre einheimischen Helfer ermordeten zwischen 1941 und 1944 in Ostgalizien mehr als eine halbe Million Juden. Lemberg, die größte Stadt dieser multiethnischen und geschichtsreichen Region, veränderte in Folge der Shoah vollkommen ihr Gesicht - ebenso wie Buczacz, Tarnopil und viele andere Orte, in denen Juden mit Ukrainern und Polen zusammengelebt hatten. Nur wenige Juden haben die dreijährige deutsche Besatzungszeit überlebt, darunter auch Eliyahu Yones, der Autor dieser Monographie, der sich erst nach Jahrzehnten dazu entschloss, sich mit der Verfolgung und Vernichtung der Lemberger und ostgalizischen Juden wissenschaftlich auseinanderzusetzen sowie mit ihrem Leben unter der sowjetischen Besatzung. Yones wertete eine nahezu unüberschaubare Anzahl von Quellen und Publikationen in deutscher, englischer, hebräischer, jiddischer, polnischer, ukrainischer und russischer Sprache aus. Es gibt bislang kaum Veröffentlichungen, in denen man ein vergleichbares Maß an Informationen über das vielfältige kulturelle Leben der galizischen Juden, über die zionistischen Bewegungen in der sowjetischen Besatzungszeit oder über die Organisationen jüdischer Jugend in Ostgalizien findet. Ebenso geben seine Analysen der Arbeitslager, des Lebens in den Ghettos und auch der Deportationen in das Vernichtungslager Belzec bislang ungekannte, durch ihren Detailreichtum erschütternde Einblicke in das Leben und Leiden der ostgalizischen Juden. Yones' Buch verbindet erlebte mit erforschter Geschichte und leistet so einen Beitrag zur integrierten Geschichtsschreibung, die sowohl die Dokumente der Täter als auch der Opfer ernst nimmt, kritisch auswertet und zusammenführt.
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