Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: sehr gut, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Institut für Geschichte), Veranstaltung: Hauptseminar "Spiel, Sport und freie Zeit im Mittelalter", Sprache: Deutsch, Abstract: "Die Würfel rollen auf allen Tischen": mit dieser griffigen Formulierung fasst Borst die Spielleidenschaft der Menschen im Mittelalter zusammen. "Das Glücksspiel war schon im Mittelalter eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen von Juden und Christen gleichermaßen": dieses Fazit zieht Mentgen aus seiner Untersuchung, die sich mit der Frage beschäftigt, ob die Juden ebenso leidenschaftlich spielten wie die christliche Bevölkerungsmehrheit. Glücksspiel bedeutete für die Juden in erster Linie Würfelspiele. Da Glücksspiele eine der populärsten Freizeitaktivitäten des Mittelalters darstellten, kommt ihrer Geschichte eine herausragende Rolle in der mittelalterlichen Alltagsgeschichte zu. Die bislang einzige Publikation, die sich explizit mit diesem Thema beschäftigt, ist die bereits angesprochene Arbeit von Mentgen, der hierin feststellt, dass die 1903 von Moritz Steinschneider getätigte Feststellung, die Geschichte des Gewinnspiels bei den Juden sei noch zu schreiben, nach wie vor gültig sei. Doch Mentgen hat den ersten Schritt hin zu dieser Geschichte getätigt, und seine Sichtung und Aufarbeitung der Quellen stellen eine bedeutende Grundlage für die vorliegende Arbeit dar. Ansonsten wird die Themenstellung des jüdischen Glücksspiels in den jüdischen Lexika und Enzyklopädien behandelt, wobei sich diese Beiträge zum großen Teil auf die Darstellung der rabbinischen Literatur beschränken und kaum auf das alltägliche Glücksspiel eingehen. Der Schwerpunkt der Betrachtung des jüdischen Glücksspiels soll in der vorliegenden Arbeit auf dem gemeinsamen Glücksspiel von Juden und Christen liegen. Da sowohl die eine als auch die andere Bevölkerungsgruppe, wie bereits erwähnt wurde, intensiv gespielt hat, ist es denkbar, dass das Glücksspiel eine bedeutende Gelegenheit zum Kontakt zwischen Juden und Christen dargestellt hat. Das zweite Kapitel wird diese Thematik verlassen und anhand von überlieferten jüdischen Glücksspielverboten und Selbstverpflichtungen zum Spielverzicht sowie der mittelalterlichen rabbinischen Literatur die allgemeinere Frage nach dem Ausmaß des Glücksspiels innerhalb der jüdischen Bevölkerung aufgreifen. Das dritte und abschließende Kapitel wird sich mit einem möglicherweise im Mittelalter bei den Christen existierenden Vorurteil des Falschspiels der Juden befassen. Im Rahmen dessen wird weiterhin versucht werden, dieses Vorurteil in das Spektrum der mittelalterlichen antisemitischen Anschuldigungen einzugliedern.
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