Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Politik - Region: Russland, Note: 1,3, Technische Universität Chemnitz, Sprache: Deutsch, Abstract: Abgesehen vom Ersten Weltkrieg, der Millionen von Todesopfern forderte und ein bis dato unvorstellbares Leid über ganz Europa brachte, gab es in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wohl kein anderes Ereignis, das weltgeschichtlich so bedeutend war wie die russische Oktoberrevolution im Jahre 1917 sowie die anschließende Errichtung des kommunistischen Sowjetsystems. Zu einer Zeit, in der es noch keine Mittel der Massenkommunikation gab, rankte sich eine Vielzahl von Halbwahrheiten, Mythen und Legenden um die neue, als „Paradies der Werktätigen“ propagierte Gesellschaftsorganisation, die wie kaum eine andere polarisierte und auch im europäischen Westen das Interesse zahlreicher Menschen auf sich zog, zumal die kommunistische Bewegung aufgrund der vorherrschenden gesell-schaftlichen Konfliktlinien international und omnipräsent war. Um sich ein Bild von den neuen Verhältnissen in Sowjetrussland machen zu können, waren Ausländer auf die möglichst wahrheitsgetreuen Erfahrungsberichte reisender oder (zeitweise) emigrierter Landsleute angewiesen. Zu den deutschsprachigen Autoren solcher meist autobiographisch geprägten Schriften zählten der linksintellektuelle Publizist und Ökonom Alfons Goldschmidt sowie Karl I. Albrecht, der sich – soviel sei an dieser Stelle schon verraten – infolge seiner Erfahrungen in Sowjetrussland vom Kommunisten zum Nationalsozialisten wandelte. Ziel dieser Arbeit ist es, die Russlandbilder von Goldschmidt und Albrecht in einer vergleichenden Betrachtung gegenüberzustellen, auf Plausibilität zu überprüfen und hinsichtlich der Fragestellung, ob bzw. inwiefern die Zustände in der jungen Sowjetunion tatsächlich als „paradiesisch“ bezeichnet werden konnten, zu bewerten. Der jeweilige persönlich-historische Kontext soll dabei besondere Berücksichtigung finden.