Spannung, harmonisch eingebettet in ausgezeichnet recherchiertem historischen Umfeld
„Die kalte Mamsell“, der dritte Band der Norderney-Reihe von Elsa Dix, ist einer der spannendsten historischen Krimis, die ich je gelesen habe.
Worum geht es?
Es ist Spätsommer im Jahr 1913. Viktoria befindet
sich mit ihrem Vater auf Erholungsurlaub auf Norderney. Christian tritt seinen neuen Job als…mehrSpannung, harmonisch eingebettet in ausgezeichnet recherchiertem historischen Umfeld
„Die kalte Mamsell“, der dritte Band der Norderney-Reihe von Elsa Dix, ist einer der spannendsten historischen Krimis, die ich je gelesen habe.
Worum geht es?
Es ist Spätsommer im Jahr 1913. Viktoria befindet sich mit ihrem Vater auf Erholungsurlaub auf Norderney. Christian tritt seinen neuen Job als Kriminalassistant an. Als zwei Tote in einem Eiskeller aufgefunden werden und Christian hinzugerufen wird, begleitet ihn Viktoria. Sie entdeckt an der toten Frau eine wertvolle Brosche – eine Brosche, die einen Bezug zu ihrer eigene Familie hat …
Für mich war es nunmehr das zweite Buch dieser Autorin bzw. dieser Reihe. Ich war nach wenigen Zeilen wieder vertraut mit Norderney und den beiden Protagonisten. Es ist jedoch nicht unbedingt erforderlich, die Vorgeschichte zu kennen. Jeder Band ist für sich alleine problemlos verständlich und lesbar.
Bereits wenn man das Buch zur Hand nimmt, ist es eine Augenweide. Ein stimmiges Cover, mit einer stilvollen Umrahmung, die jeweils bei den Kapitelüberschriften wiederkehrt. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind angenehm kurz, mit Überschriften versehen.
Ich schätze vor allem den Erzählstil, dieses harmonische Ineinanderfließen der Handlung mit all den faszinierenden Einzelheiten, die ein wunderbares Bild des damaligen Lebens geben, von den Ermittlungstechniken der Polizei angefangen über die Stellung der Frau, die Standesunterschiede, die Atmosphäre im Seebad – bis hin zu technischen Errungenschaften, wie z.B. einem Bericht über einen Flug mit dem Zeppelin-Luftschiff. Exzellent recherchiert, Informativ, anschaulich, aber nie zu langatmig. Mit einer Vielfalt an Details versinkt man in das Geschehen, wird mit all den damaligen strengen Regeln, der Etikette und Vorherrschaft jeglicher Art konfrontiert. Sogar Christian darf nur „diskret“ ermitteln. Unter der straffen Abgrenzung zwischen Adel und normalem Volk, unter Vorurteilen sowie festgefrorenen Ansichten haben auch Viktoria und Christian zu leiden.
Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Obwohl Christian und Viktoria unter verschiedenen Voraussetzungen ihre Spuren verfolgen, zeigt sich bald, dass der Mordfall rund um die Küchenmamsell mit Viktorias Vergangenheit zusammenhängt und der Fall komplexer ist als gedacht. Überraschende Erkenntnisse, gefährliche Situationen und unerwartete Wendungen fesseln bis zum actionreichen, dramatischen Finale.
Die Protagonisten Viktoria und Christian sind ein sympathisches Paar. Viktoria ist eine für die damalige Zeit außergewöhnliche Frau, als Lehrerin berufstätig, obwohl sie einem wohlhabenden Haus entstammt und nicht arbeiten müsste. Sie vertritt moderne Ansichten, agiert selbstständig und selbstbewusst, ist willensstark, stur und zielstrebig, impulsiv und etwas leichtsinnig. Christian hat sich aus ärmlichen Verhältnissen hochgearbeitet, ist intelligent und tüchtig, verlässlich, kann sich nur schwer unterordnen und wird immer wieder von Selbstzweifeln überwältigt, weil ihn die gehobene Gesellschaft seiner Herkunft wegen nicht akzeptiert. Die beiden lieben einander. Noch ist der Standesunterschied ein Hindernis. Es wird interessant werden, wie sich ihre Beziehung im Hinblick auf die ab 1914 zu erwartenden Ereignisse entwickeln wird.
„Die kalte Mamsell“ ist ein Buch, das man am liebsten in einem Zug auslesen möchte, in dem packende Spannung mit fundierter historischer Recherche exzellent verbunden ist.
Ich hätte am liebsten 6 Sterne vergeben!