Examensarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,0, Universität Duisburg-Essen, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Einstieg in das Thema der vorliegenden Untersuchung soll direkt mit der Kanonisation Karls des Großen erfolgen. Neben den eigentlichen „Feierlichkeiten“ der Heiligsprechung sollen das am 8. Januar 1166 von Friedrich I. Barbarossa ausgestellte Privileg für die Stadt Aachen und das dazugehörige Marienstift intensiv analysiert werden, da in diesem Privileg die Kanonisation Karls des Großen verkündet wird. Um die Intention, die den Staufer hierbei geleitet hat, herauszuarbeiten, werden zwei weitere Beispiele von Heiligsprechungen, die in einem engen zeitlichen Zusammenhang zu den Vorgängen in Aachen stehen, herangezogen. Deren Relevanz für die vorliegende Untersuchung resultiert nicht zuletzt aus dem Umstand, dass dem Stauferkaiser sowohl die Erhebung des heiligen Dionysius in Saint-Denis im Jahr 1144 durch König Ludwig VII. von Frankreich als auch die Heiligsprechung Eduard des Bekenners vom 7. Februar 1161 in Westminster durch König Heinrich II. von England als Vorbild gedient haben durfte. Nach der Kanonisation Karls des Großen ist im Auftrag Friedrich I. Barbarossas eine „neue“ Vita Karoli Magni in Aachen entstanden, die von den „wunderbaren Taten“ Karls des Großen berichtet, obwohl schon eine Vita Karoli Magni existierte, die der Hofbiograph Karls, Einhard, verfasst hatte. Da eine solche Neufassung des Lebens Karls des Großen von Friedrich Barbarossa nicht ohne Grund und Hinterge-danken in Auftrag gegeben worden ist, ist davon auszugehen, dass die Beschäftigung mit den Kernaussagen dieses Werkes eine nicht zu un-terschätzende Interpretationshilfe für die Vorgänge und Intentionen der Kanonisierung sein kann. In diesem Zusammenhang stehen vor allem das kaiserliche Herrschaftsverständnis und die politischen Probleme im Fokus, mit denen sich der Kaiser konfrontiert gesehen hat. Nicht von ungefähr hatte sich Friedrich kurze Zeit vorher gezwungen gesehen, auf dem Würzburger Hoftag den dort beteiligten Anwesenden den Eid abzuverlangen, wodurch dieser Hoftag ebenfalls eine gewisse Bedeutung für diese Thematik besitzt. In den anschließenden Ausführungen soll eine kritische Analyse der Heiligsprechung selbst in Hinblick auf deren Rechtfertigung und Legitimation vorgenommen werden.