Magisterarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nachkriegszeit, Kalter Krieg, Note: 1,3, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für neuere und neueste Geschichte), Sprache: Deutsch, Abstract: Seit der Inbetriebnahme der ersten Demonstrations-Kernkraftwerke in der Bundesrepublik zur Mitte der 1960er Jahre, stellte die Kernenergie für die Regierungspartei SPD stets ein vorrangiges technologie- und industriepolitisches Ziel dar. In den 1960er Jahren war die Kernenergie, von ihrer Kapazität her, jedoch noch weit davon entfernt, eine energiepolitische Rolle zu spielen. Die Regierungspartei SPD hatte auch bis dahin keinerlei energiepolitische Konzepte ausgearbeitet, die über die Rettung des krisengeschüttelten und des sozialpolitisch so bedeutsamen Energieträgers Kohle hinausgingen. Energiepolitik war in erster Linie Kohlepolitik. Der stetig wachsender Energieverbrauch der Bundesrepublik wurde als Indikator für Wachstum und Wohlstand interpretiert, und von daher bestand kein Handlungsbedarf, bezüglich des Energieverbrauchs politische Überlegungen anzustellen. Nach der, durch massive Investitionen der öffentlichen Hand, rasch beendeten Rezession von 1966/67 und der Aufwertung der D-Mark im Jahr 1969 bestand plötzlich ein enormes Bedürfnis seitens der Industrie, das nun im Überfluss bereitstehende Kapital zu investieren. Die kapitalintensive Kerntechnik bot hier ein ideales Investitionsgebiet und so wurde ein Grossteil der Kernenergiekapazität der 1970er Jahre, von den Energieversorgungsunterneh-men im Alleingang und ohne die bisher üblichen staatlichen Subventionen errichtet. Eine energiepolitische Notwendigkeit hierfür, bestand angesichts des im Überfluss bereitstehenden Stein- und Braunkohlevorräte und des zunächst noch billigen Erdöls, nicht. Die Bundesregierung wurde in Hinblick des Kernenergieausbaus durch die Energiewirtschaft vor vollendete Tatsachen gestellt und so stand zu Beginn der 1970er Jahre die Kernenergie zur Energieer-zeugung zur Verfügung. Zur Mitte der 1970er Jahre war die Volkspartei SPD in eine tiefe Krise geraten, da die von ihr jahrelang propagierten Wachstumsvorstellungen nicht mehr mit der Erfahrungen aus der Energiekrise 1973/74 in Einklang gebracht werden konnten. Insbesondere die Vorstellung, ein Zuwachs an Energieverbrauch bedeute auch einen Zuwachs an Wohlstand bzw. an Beschäftigung wurde durch die, infolge des "Ölpreisschocks" vom Herbst 1973 veränderten Rahmenbedingungen, revidiert.
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