Studienarbeit aus dem Jahr 1996 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: sehr gut, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für historische Landeskunde), Veranstaltung: Hs. Ländliche und städtische Siedlungen in der Mark Brandenburg im Mittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Prozesse der hoch- und spätmittelalterlichen Entwicklung von Landesherrschaft und Siedlungsbewegung in den Gebieten jenseits der Elbe waren während der Zeit der deutschen Ostkolonisation in besonderer Weise miteinander verbunden. Das darf insbesondere für die Gebiete der ehemaligen Mark Brandenburg gelten, da hier die Eroberungen der askanischen Markgrafen zeitlich eng mit dem An- und Aufsiedlungsvorgang zusammen lagen. Die Markgrafen von Brandenburg haben seit der Belehnung Albrecht des Bären mit der Nordmark, 1134, die von ihnen forcierte Ostkolonisation bewusst für ihre offensive Territorialpolitik benutzt. Es muss davon ausgegangen werden, dass die für das 12. und 13. Jahrhundert nachvollziehbaren Veränderungen in der brandenburgischen Siedlungslandschaft in engstem Zusammenhang mit der Ausdehnung und Konsolidierung der markgräflichen Herrschaft in diesem Raum gestanden haben (vgl. Taf. I /Abb. l im Anhang). Somit lassen sich aus der Beschäftigung mit der hochmittelalterlichen Siedlungs- und Besiedlungsentwicklung wertvolle Hinweise über die Prozesse von Landesherrschaft und Landesausbau gewinnen. Um von den erkennbaren Stufen der Siedlungsgenese ausgehend auf die Veränderungen auf der Ebene der Landesherrschaft reflektieren zu können, bedarf es jedoch zunächst einer eingehenden Beschäftigung mit den Einflüssen, die der in den Kolonisationsgebieten angetroffenen slawischen Bevölkerung zuzuschreiben sind. Es stellt sich die Frage nach der inneren Struktur und Ausdehnung des slawischen Siedlungsraumes, nach den traditionellen Siedelformen der Slawen zwischen Elbe und Oder, den Wandlungen im Siedlungsbild und der Wirtschaftsweise unter deutschem Einfluss, nach den Formen des Zusammenlebens von Slawen und Deutschen bzw. dem Verlauf des Assimilierungsprozesses und nach dem letztendlichen Verbleib der slawischen Bevölkerungsteile in Ostdeutschland Die Siedlungstypen, die sich für das hoch- und spätmittelalterliche Brandenburg rekonstruieren lassen, unterscheiden sich nicht wesentlichen von denen, die für den gleichen Zeitraum aus den Altsiedelgebieten des westlichen Mitteleuropa bekannt sind. Eine Ausnahme bilden die Kietze. Dieser Siedlungstyp lässt sich nur im nordöstlichen Grenzbereich der Altmark, im nördlichen Ostdeutschland und in den ehemals deutschen Gebieten Pommerns und Posens nachweisen (vgl. Taf. I/Abb. l). Ein Bezug entweder zu der slawischen Besiedlung dieser Gebiete oder zu den Kolonisationsmaßnahmen ist anzunehmen. [...]