Wie heute üblich, serviert der Verlag nicht nur den Text, sondern auch gleich die Laudatio. Dickes Lob kommt unter anderem von Professor Lüst, der viele Jahre die bedeutendsten Wissenschaftstempel dieser Welt präsidierte. Lob von so hoher Stelle kann (und soll?) konditionieren (wenn der das meint,
dann meine ich das auch), es kann aber auch das Gegenteil erzeugen, nämlich zum Widerspruch…mehrWie heute üblich, serviert der Verlag nicht nur den Text, sondern auch gleich die Laudatio. Dickes Lob kommt unter anderem von Professor Lüst, der viele Jahre die bedeutendsten Wissenschaftstempel dieser Welt präsidierte. Lob von so hoher Stelle kann (und soll?) konditionieren (wenn der das meint, dann meine ich das auch), es kann aber auch das Gegenteil erzeugen, nämlich zum Widerspruch herausfordern. Hier ist er.
Von Storch und Krauß versuchen in ihrem Buch, die naturwissenschaftliche Seite der Klimaforschung mit der gesellschaftlichen und kulturellen Seite zu verknüpfen (es fehlt die ökonomische). Da sind sie sicher nicht die ersten, die das tun, aber es ist gut, dass sie es tun, da gerade im Kontext des globalen Klimas beide Betrachtungsweisen zusammengehören, die eine liefert die Fakten, und die andere erkundet die sozialen Wirkungen und den Umgang damit. Bekanntlich ist das eine vom anderen einigermaßen abhängig, was zu interessanten Feedback-Loops führt. Gut finde ich auch, dass die Autoren wider den Stachel löcken. Die herrschenden Klimaapostel kommen nicht ganz ungeschoren davon, wenngleich statt sanfter Ironie eine präzise Kritik von Schellnhuber und Co das Ganze hätte auf den Punkt bringen können. Verständlich, die Autoren möchten es mit den Wortführern nicht verderben. Oder haben sie es schon?
Aber auch aus diesem Buch lässt sich nichts anderes schließen, als dass die aktuelle Zunahme der globalen Temperaturen vom Menschen verursacht wird. Dafür gibt es bekanntlich viele wichtige Messergebnisse (direkte und indirekte) und zahlreiche Bestätigungen durch Computersimulationen. Die Berichte über die Intrigen im Hintergrund, sowie die (möglicherweise zufällige) Fehlerhaftigkeit in den Reports, die unvermeidlichen Ränkespiele von hässlichen Gutachtern und anderen wichtigen und weniger wichtigen Personen sind dann eher marginal und wenig erhellend noch zielführend, weil irgendwie selbstverständlich. Jeder Zweig der Wissenschaft wird von dem Menschlichen und allzu Menschlichen geplagt. Dem Leser empfehle ich den mit „Kulturgeschichte des Klimas“ beschriebenen Teil; dort sind die Fakten zusammengestellt, die die Rolle des Klimas im Kontext der gesellschaftlichen Wahrnehmung klipp und klar wiedergeben.
Was das Buch als Ganzes betrifft, hätte ich mir eine andere Zielrichtung gewünscht und eigentlich auch erwartet:
Um die weltweite und fortschreitende Zerstörung der natürlichen Lebensbedingungen aufzuhalten und gegebenenfalls umzukehren, werden gewaltige finanzielle und materielle Anstrengungen erforderlich sein. Woher nehmen? Dann müssen die zehn, zwanzig oder mehr Milliarden auf den Prüfstand, die für die Klimaforschung im Laufe der Jahre verausgabt worden sind (Institute, Personal, Geräte, Forschungsschiffe, Stellen etc.). dann müsste geklärt werden, was diese Milliarden bewirkt haben (viel Gutes und viel Überflüssiges?) und vor allem: was wird in Zukunft benötigt, was wird an Wissenszuwachs zu erwarten sein? Was könnte auch mit weniger Aufwand erreicht, wovon könnte Abstand genommen werden? Das sind nur ein paar von sehr vielen anderen, drängenden Fragen. Da sich Hans von Storch als einer der weltweit führenden Klimawissenschaftler versteht − was sich implizit aus der Unmenge an Verweisen auf die eigene Person erschließt − und auch als „ehrlicher Vermittler“ beschreibt, wäre er möglicherweise der Richtige, der die Antworten liefern und damit Zivilcourage und wahre Meisterschaft beweisen könnte.
Dennoch: im Prinzip gefällt mir der Tenor des Buches, auch wenn das ganze, wie gesagt, eindeutiger positioniert, substanzieller und pointierter hätte geschrieben werden können. Vielleicht gibt es ja in nicht ferner Zukunft ein neues Buch. „Wohin mit den Forschungsmilliarden der Klimakunde?“ Oder so ähnlich.