Die Kolonie – Audrey Magee
Ein Londoner Maler und ein französischer Sprachwissenschaftler verbringen beide den Sommer 1979 auf einer abgelegenen irischen Insel.
Die Männer könnten unterschiedlicher nicht sein und obwohl sie versuchen, sich aus dem Weg zu gehen, beeinflusst jeder die Inselbewohner
auf seine eigene Weise. Sympathieträger sind beide nicht. Der Linguist möchte den Untergang der…mehrDie Kolonie – Audrey Magee
Ein Londoner Maler und ein französischer Sprachwissenschaftler verbringen beide den Sommer 1979 auf einer abgelegenen irischen Insel.
Die Männer könnten unterschiedlicher nicht sein und obwohl sie versuchen, sich aus dem Weg zu gehen, beeinflusst jeder die Inselbewohner auf seine eigene Weise. Sympathieträger sind beide nicht. Der Linguist möchte den Untergang der irischen Sprache aufhalten und ermutigt die Iren, ihre Umgebung frei von englischen Einflüssen zu halten. Der Maler versteht kein Wort irisch und hat auch kaum Interesse an Kultur und Sprache dieser Menschen; er interessiert sich vielmehr für die Klippen. Er bringt moderne Ideen und Einflüsse auf diese Insel, deren einziger Berufsweg für einen Jungen im Fischen liegt.
Und dann ist da immer im Hintergrund noch der Nordirlandkonflikt. Die Insel scheint abgeschieden davon zu sein. Dennoch kommen auch hier die aktuellen Nachrichten über neue Anschläge an und beeinflussen zusätzlich die Haltung mancher Einwohner gegenüber dem englischen Maler.
Es ist ein sehr ruhiger Roman mit vielen starken Figuren, vor allem im Bereich der Inselbewohner, die sehr genau charakterisiert werden. Die beiden „Urlauber“ sind sozusagen Eindringlinge, die die bewährte Ordnung dieses durch traditionelle Werte bestimmten Mikrokosmos durcheinander bringen und dem ein oder anderen Flausen in den Kopf setzen. Denn es gibt sie, die Träume und Hoffnungen von einem anderen Leben, in den Köpfen dieser einfachen, von der Insel eingeschränkten Menschen.
Viele Gedanken und Aufzeichnungen zur Malerei sowie zur Linguistik, insbesondere des Irischen, lassen den Roman manchmal etwas langatmig oder zumindest theoretisch erscheinen. Langweilig wird es aber nie.
Ein ganz besonderer, sehr lesenswerter Roman.
4 Sterne