Studienarbeit aus dem Jahr 1998 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Leipzig (Germanistik), Veranstaltung: Schreiben im Dritten Reich, Sprache: Deutsch, Abstract: Nach dem Selbstmord Hitlers am 30. April 1945 erfolgte die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai in Reims und Berlin-Karlshorst. Der Krieg ließ Verwüstung und Leere zurück; die Niederlage war genauso total wie der von den Nationalsozialisten entfachte Krieg. Weit über 2000 literarisch wirkende Männer und Frauen hatten Deutschland verlassen, unter ihnen fast alle international bekannten Autoren. Zusammen mit den geflüchteten Musikern, bildenden Künstlern und den Angehörigen der wissenschaftlichen und politischen Intelligenz, machten sie die größte kulturelle Emigration der bisherigen Geschichte aus. Während des Krieges hatte die Hoffnung auf eine Rückkehr nach Deutschland das Denken der meisten dieser Vertriebenen und Geflüchteten bestimmt. Der Zusammenbruch des Dritten Reiches stürzte sie in eine Existenzkrise, denn mit dem Regime in Deutschland wurden auch die Gründe des Exils beseitigt; jeder einzelne fand sich plötzlich vor die Frage gestellt, ob er nun tatsächlich nach Deutschland zurückkehren wolle oder nicht. Die Rückkehr verlangte den Mut, alles noch einmal hinter sich zu lassen, um wieder von vorn zu beginnen. Praktisch gesehen waren außerdem die Rückreisemöglichkeiten der Emigranten beschränkt. Die amerikanischen Gesetze z.B. verhinderten die Ausreise ohne Genehmigung der Regierung; außer den Emigranten in den USA waren auch alle aus Südamerika davon betroffen, da die einzigen Verbindungen nach Europa über New York führten und Transitvisa von den amerikanischen Behörden zumeist verweigert wurden: insgesamt bereitete die Rückkehr etwa dieselben Schwierigkeiten wie der Weg in die Emigration. Doch während die meisten politischen Emigranten gleich nach der Kapitulation darauf drängten, nach Deutschland reisen zu können, verhielten sich viele Schriftsteller abwartend. Die Hoffnung, das deutsche Volk würde sich selbst befreien, war enttäuscht worden; trotz der offensichtlichen Niederlage ging der Krieg bis zur Eroberung Berlins weiter. Das wahre Ausmaß der Verbrechen des Dritten Reiches wurde langsam bekannt, immer mehr Deutsche erwiesen sich als beteiligt, und immer deutlicher wurde die Wirkung der Propaganda in zwölf Jahren NS-Herrschaft. Und war es sicher, daß die Rückkehr auch eine Heimkehr sein würde?
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