Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Soziologie - Arbeit, Ausbildung, Organisation, Note: 1,0, Universität Potsdam (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät), Veranstaltung: Verwaltung als System, Sprache: Deutsch, Abstract: In der Rückschau betrachtet, hat wohl jeder Mensch sich schon einmal entgegen einer aufgestellten Norm verhalten. Sei es als Kind einen Lutscher aus einer Mutprobe heraus zu klauen, kein Ticket in der Straßenbahn zu lösen oder bei Rot über die Ampel zu gehen. Gewiss sind dies Bagatelle und doch wird hieran deutlich, dass abweichendes, entgegen der Norm gerichtetes Verhalten, zu unserem Leben dazugehört. Wenn wir unseren Blick nun auf Firmen, Institute, Vereine, Behörden und eine Vielzahl weiterer Formen von Organisationen richten, wird deutlich, dass diese sich durch viele Vorschriften, Anweisungen und durch einen hohen Grad an Formalisierung auszeichnen. Die Regeln, Vorschriften und Normen sind festgeschrieben (formalisiert) und es wird von der Organisation erwartet, dass sich jedes Mitglied daran hält. Gleichwohl gibt es auch hier Abweichungen. Aber ist es überhaupt möglich, Abweichungen zu verhindern? Und viel wichtiger: Ist es überhaupt wünschenswert, alles Informelle zu unterbinden? Bei genauer Betrachtung von Abläufen innerhalb von Organisationen zeichnet sich nämlich ein sehr ambivalentes Bild. Trotz der oftmals sehr strikten Vorgaben und Anweisungen, werden bestimmte Regeln gar nicht befolgt oder so ausgelegt, dass sie gar nicht zu Anwendung kommen. Auch entwickeln sich zum Teil informelle Strukturen, die mit den von der jeweiligen Organisation aufgestellten Anweisungen nichts zu tun haben und der Organisation scheinbar zum Teil sogar direkt entgegenwirken. Im deutschen Sprachgebrauch - beziehungsweise im Behördenjargon - hat sich hier vor allem der Begriff des "kurzen Dienstweges" entwickelt. Damit wird unter anderem die Auslassung oder Umgehung von Dienstanweisungen beschrieben. Vor allem in der DDR war auch der geflügelte Satz "unter der Ladentheke kaufen" nicht wegzudenken, indem bestimmte Waren oftmals für einen Gefallen oder gegen andere Waren - entgegen der Norm - zurückgehalten wurden und unter der Ladentheke gehandelt wurden. Mit diesen Alltagsgeschichten wird deutlich, dass das abweichende Verhalten nicht wegzudenken ist und sogar in den Sprachgebrauch übergegangen ist. Die interessante Frage ist nun, was das für ein Unternehmen, eine Verwaltung und schließlich für die formale Organisation bedeutet? Und kann das abweichende, das illegale, das nicht der Norm entsprechende Handeln, vielleicht sogar auch positive Komponente haben?
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