Die Flora des Mittelmeerraums hat mich immer schon fasziniert. Sie ist in einem Ausmaß bunt, vielfältig und aromatisch, dass man als Botaniker aus dem Schwärmen nicht herauskommt. Bei einer geschätzten Artenzahl von 24.000 eine Auswahl für einen exkursionstauglichen Naturführer zu treffen, ist nicht
einfach, aber Peter und Ingrid Schönfelder haben ein derart umfassendes Praxiswissen, dass ihnen…mehrDie Flora des Mittelmeerraums hat mich immer schon fasziniert. Sie ist in einem Ausmaß bunt, vielfältig und aromatisch, dass man als Botaniker aus dem Schwärmen nicht herauskommt. Bei einer geschätzten Artenzahl von 24.000 eine Auswahl für einen exkursionstauglichen Naturführer zu treffen, ist nicht einfach, aber Peter und Ingrid Schönfelder haben ein derart umfassendes Praxiswissen, dass ihnen diese Aufgabe tatsächlich gelungen ist. Peter Schönfelder ist leider 2020 überraschend verstorben, sodass sein Schüler Ralf Jahn die Überarbeitung des bereits 1984 erstmals erschienenen Pflanzenführers übernommen hat. Viele Arten werden aufgrund genetischer Untersuchungen heute in anderen Gattungen oder Familien geführt, sodass die Aktualität ein sich ständig bewegendes Ziel ist.
Ein einfacher Bestimmungsschlüssel ist die „Eintrittskarte“ in die Systematik des Buches, das den Leser ansonsten vor allem über die aussagekräftigen Fotos zum Ziel führt. Der Bestimmungsschlüssel löst bis auf Familienebene auf und zu jeder Familie gibt es ein entsprechendes Kapitel mit den alphabetisch sortierten Artensteckbriefen, die aber nicht weiter über Bestimmungshilfen erschlossen werden. Die nächsten Filter sind, wie gesagt, die Fotos, weitere Eingrenzungen erlauben die detaillierten Beschreibungen der charakteristischen Merkmale. Die reduziert verwendete (deutsche) Fachsprache wird über ein bebildertes Glossar erklärt, aber in der Regel sind die Texte ohne weiteres verständlich. Ebenfalls für die Identifizierung hilfreiche Daten sind die Blütezeit, die Wuchshöhe und Angaben zu den typischen Biotopen, in denen man die Pflanze findet. Eine grobe Verbreitungskarte, deren Auflösung aber kaum unter 30.000 km2 geht, grenzt ggf. die Auswahl ein.
Es sind vor allem die Pflanzen dargestellt, die entweder besonders häufig und landschaftlich prägend sind, oder besonders auffällig und attraktiv, also genau die Elemente, die den Pflanzenliebhaber üblicherweise anziehen. Gerade vor diesem Hintergrund ist die Trefferwahrscheinlichkeit relativ groß, und auch wenn man im Zweifel nur eine ähnliche Art findet, wäre mit entsprechender Spezialliteratur die weitere Suche deutlich vereinfacht. Ich habe auch bei heimischer Flora immer wieder festgestellt, wie wichtig es ist, ein Gefühl für die charakteristischen Gattungs- und Familieneigenschaften zu bekommen, um schnelle (und richtige) Ergebnisse zu erzielen.
Im Rahmen der Möglichkeiten ist „Mittelmeer-Flora“ ein sehr guter Kompromiss zwischen botanischer Vollständigkeit und handlicher Praktikabilität.