Als 1939 die Repressalien gegen Juden in Deutschland immer schlimmer werden, entschließen sich endlich auch die Buchhändler Maria und Jakob mit ihren Kindern zur Flucht. Doch fast ist es zu spät und sie können das Land nur auf abenteuerlichen Wegen verlassen. -
2023 erhält die brasilianische
Buchhändlerin Sandra überraschend Besuch von der New Yorkerin June, die ihr von einem gemeinsamen Erbe…mehrAls 1939 die Repressalien gegen Juden in Deutschland immer schlimmer werden, entschließen sich endlich auch die Buchhändler Maria und Jakob mit ihren Kindern zur Flucht. Doch fast ist es zu spät und sie können das Land nur auf abenteuerlichen Wegen verlassen. -
2023 erhält die brasilianische Buchhändlerin Sandra überraschend Besuch von der New Yorkerin June, die ihr von einem gemeinsamen Erbe berichtet. Die beiden Frauen begeben sich gemeinsam auf Spurensuche und die Geschichte, die sie beide vereint.
"Die Glücksfrauen. Die Kraft der Bücher" ist der zweite Band einer Trilogie um drei Exilantinnen während des Nazi-Regimes von der deutschen Erfolgsautorin Anja Saskia Beyer, die hier unter dem Pseudonym "Anna Claire" schreibt. Nachdem mich der emotionale und eindringliche erste Band, in dessen Mittelpunkt das Leben der Exilantin Luise stand, bereits begeistert hat, geht es hier nun um die gefährliche Flucht der Jüdin Maria und ihrer Familie 1939 über Frankreich und Portugal nach Brasilien. In der zweiten Zeitebene wird Luises Enkelin June unterstützt von Marias Enkeltochter Sandra aus Rio de Janeiro.
Die Autorin schreibt in zwei gut miteinander verwobenen Erzählsträngen von der Jüdin Maria im Jahr 1939 und den modernen Frauen June und Sandra im Jahr 2023, die sich auf Spurensuche begeben nach der dritten Freundin Anni und dabei den Weg von Maria nachverfolgen. Der Schreibstil ist fließend und emotional und lässt sich leicht lesen. Anna Claire hat gut recherchiert und ein anschauliches und bedrückendes Bild erschaffen in Bezug auf das Zeitgeschehen, die Zwangsmaßnahmen des Nazi-Regimes gegen Juden und die oftmals waghalsigen und lebensbedrohlichen Fluchtwege der Menschen, die, wenn überhaupt, nur ihr nacktes Leben retten konnten. Gerade diese Passagen waren so hochspannend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und mitgelitten und mitgefiebert habe. Dass in den Schilderungen 2023 manches ausgesprochen einfach ist (wie die Tatsache, dass Sandra mit finanziellen Schwierigkeiten ihre Buchhandlung mal eben so einem Unbekannten anvertraut oder Geld für eine spontane Europareise hat), fand ich durchaus angemessen, weil es einen bemerkenswerten Gegensatz zum Leben ihrer Großmütter bildet.
Die im ersten Band aufgekommene Frage nach dem großen Fehler Luises, der zum Bruch zwischen den drei Freundinnen führte, schwebt nun ständig über den Frauen - und bleibt als großer Cliffhanger offen, der den dritten Teil sehnsüchtig erwarten lässt.
Die Figuren sind sowohl anschaulich und mehrdimensional gezeichnet als sie sich durchaus auch weiterentwickeln und es macht viel Spaß, mit ihnen auf die Reise zu gehen, auf der Glück und Leid immer nachvollziehbar wiedergegeben sind. Besonders angenehm empfinde ich, dass starke Frauen im Zentrum der Handlung stehen - gerade, wenn die aus ihrer Normalität herausgerissenen Männer aufgeben. So verschieden die drei besten Freundinnen und ihre Wege im Dritten Reich auch gewesen sind, so unterschiedlich werden auch Sandra und June skizziert, wobei ich mit der chaotischen, spontanen Sandra zwar meine Schwierigkeiten hatte, sie jedoch durchaus als glaubhaft empfand.
Zu erwähnen ist noch, dass auch das Thema "Liebe" eine kleine Rolle spielt.
"Die Kraft der Bücher" ist nicht nur Titel dieses Bandes, sondern auch ein Kernthema der Erzählung, was sicher für uns Lesebegeisterte besonders schön ist, denn immer wieder wird aufgezeigt, wie Bücher den Figuren in aller Verzweiflung Mut, Hoffnung und Kraft verleihen. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Der abschließende Band "Die Glücksfrauen – Das Geheimnis der Rosen", in dem wir dann auch mehr von der dritten Freundin Anni, ihrer Enkelin Wendy aus Tansanien und dann auch hoffentlich von der großen Schuld, die Luise auf sich geladen hat und von der bisher schon immer wieder die Rede war, erfahren werden, ist leider erst für den 31. Januar 2025 angekündigt und ich sehe ihm voller Vorfreude entgegen.
Nach Lektüre der ersten beiden Bände kann ich diese Trilogie bedingungslos weiterempfehlen, da auch die schwierigen Themen um da Grauen der Judenverfolgung, waghalsige Fluchten und Denunzierungen, aber auch Hilfe und Zusammenhalt höchst unterhaltsam und spannend erzählt werden.