Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,3, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Veranstaltung: Neidhart, Sprache: Deutsch, Abstract: In der Zeit des Mittelalters stellte der Aufruf zum Kreuzzug die Minnesänger vor eine völlig neue Problematik: Sie mussten sich entscheiden zwischen der Liebe zu Gott und der Liebe zur Herrin. Mit der Bekennung zu Gott war damals unweigerlich die Teilnahme am Kreuzzug verbunden. Denn nach Auffassung der Zeitgenossen wurde von Gott selbst, durch den Mund des Papstes, dazu aufgefordert. So war ein Kreuzzug Bußübung und Kriegszug zugleich und als Werk der Buße umrahmt von liturgischen Handlungen, ähnlich wie sie im Pilgerwesen vorkamen. Von der Teilnahme am Kreuzzug versprach sich der Ritter vor allem die Vergebung seiner Sünden und die ewige Seligkeit. Die Frauenminne hingegen gestaltete sich als ein Konstrukt, bei dem der Sänger sich selbst und auch die von ihm auserkorene Dame durch seinen Gesang gesellschaftlich erhob. Der innere Konflikt, in dem sich der Sänger nun befindet, kommt in den so genannten Kreuzliedern zum Ausdruck. Jedoch wurden diese im Laufe der Entwicklung des Minnesangs von den einzelnen Dichtern sehr unterschiedlich gestaltet. Die Mannigfaltigkeit innerhalb der deutschen Kreuzzugslyrik soll im Folgenden an dem Vergleich zweier klassischer Kreuzlieder mit einem Kreuzlied Neidharts ersichtlich werden: Zunächst wird Friedrichs von Hausen Lied Mîn herze und mîn lîp diu wellent scheiden hinsichtlich Inhalt und Form analysiert und interpretiert, anschließend mit dem Lied Ich var mit iuwern hulden, herren unde mage des Dichters Hartmann von Aue verglichen. Dabei wird besonders auf die Konfliktbewältigung von Gottesdienst contra Frauenminne Bezug genommen. Danach werden die beiden klassischen Werke dem Neidhartschen Kreuzlied Komen sint uns die liehten tage lange gegenübergestellt.