Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Augsburg (Neuere deutsche Literatur), Veranstaltung: Literatur und Film, Sprache: Deutsch, Abstract: Schon in den 60er Jahren trug sich Stanley Kubrick mit der Idee, die Traumnovelle (1926) Arthur Schnitzlers zu verfilmen. Zur Realisierung dieses Projekts kam es dann aber erst in den 90er Jahren, genauer gesagt im Jahre 1994, als die Arbeiten an dem Drehbuch zu Eyes Wide Shut begannen. Zuvor war Kubrick zwischen vielen anderen Ansätzen für diesen Film geschwankt, mal komödiantischer, mal historischer Natur. Er entschied sich jedoch letztlich für eine ernste Ausführung und versetzte das Geschehen der Traumnovelle in das New Yorks der 90er Jahre. Diese Entscheidung erschien erst risikoreich, da die Übertragung des Stoffes in die neuere Zeit wegen des Themas der ehelichen Treue überholt zu sein schien. Der Film spielt jedoch mit den beständigen Problemen der Menschen. Was sich jedoch sowohl bei Schnitzler, als auch bei Kubrick finden lässt, ist – neben dem Aufzeigen der eben genannten Probleme und Anklängen der Traumanalyse – eine harsche Kritik an der sozialen Oberschicht, die sich natürlich aufgrund der versetzten Raum- und Zeitgegebenheiten ebenfalls verändert hat. So setzt sich diese Oberschicht in der Traumnovelle vorwiegend aus Adel und hochrangigem Militär zusammen, während in Eyes Wide Shut die High Society Manhattans, also vor allem die reiche, kapitalistisch denkende Schicht, diese bildet. Im Folgenden soll es nun um eine Aufschlüsselung dieser Kritik gehen, die sich in mannigfaltiger Art in beiden Werken präsentiert. Dabei soll vor allem darauf geachtet werden, wie Kubrick in Eyes Wide Shut die in der Traumnovelle vorhandene Gesellschaftskritik im Hinblick auf die veränderte Zielgruppe übertragen hat. Zu diesem Vergleich sollen die Orgienszenen beider Werke herangezogen werden, da sich in ihnen diese Kritik am deutlichsten zeigt. Die andere, nach der Vorlage benannte Verfilmung der Traumnovelle des Regisseurs Wolfgang Glück von 1969 bleibt in dieser Arbeit unberücksichtigt, da sich die Arten der Übertragung von Literatur zu Film am Beispiel von Eyes Wide Shut sehr viel anschaulicher darstellen lassen. Glücks Verfilmung versucht sich nämlich an einer genauen „Übersetzung“, während Eyes Wide Shut sich nicht nur in der Orientierung an einem literarischen Stoff erschöpft, sondern auch eigene Interpretationsmöglichkeiten bietet. Eine genauere filmtheoretische Einordnung Eyes Wide Shuts soll im Folgenden ebenfalls vollzogen werden.