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Antiquar, Archäologe, Connaisseur, Kunsthistoriker, Künstler, Mäzen, Erzähler, Moralist, Libertin: Die Bezeichnungen, unter denen der französische Aristokrat Comte de Caylus in der heutigen Forschung bekannt ist, sind ebenso vielfältig wie unscharf. In ihrer Summe indizieren sie ein wissenschaftsgeschichtliches Dilemma, das den Ausgangspunkt für die vorliegende Studie bildet. Wie lassen sich auf biographischer Ebene Auswirkungen einer sozialen und wissensgeschichtlichen Umbruchsituation beschreiben, in der sich Kunst, Wissenschaft und Technik zu autonomen Handlungsräumen formieren und einer…mehr

Produktbeschreibung
Antiquar, Archäologe, Connaisseur, Kunsthistoriker, Künstler, Mäzen, Erzähler, Moralist, Libertin: Die Bezeichnungen, unter denen der französische Aristokrat Comte de Caylus in der heutigen Forschung bekannt ist, sind ebenso vielfältig wie unscharf. In ihrer Summe indizieren sie ein wissenschaftsgeschichtliches Dilemma, das den Ausgangspunkt für die vorliegende Studie bildet. Wie lassen sich auf biographischer Ebene Auswirkungen einer sozialen und wissensgeschichtlichen Umbruchsituation beschreiben, in der sich Kunst, Wissenschaft und Technik zu autonomen Handlungsräumen formieren und einer bis dahin unbekannten Drift zur Spezialisierung unterliegen? Es ist längst Konvention geworden, das 18. Jahrhundert als Formationsphase einer Disziplinenbildung im modernen Sinne zu betrachten. In dieser teleologischen Perspektive ist Caylus eine Pionierrolle auf dem Gebiet der Kunstgeschichte und Archäologie zugeschrieben worden. Dem immensen literarischen Werk des Grafen jedoch begegnet der Kunsthistoriker meist ratlos, Caylus' Eintreten für den goût grec steht scheinbar unvermittelt neben seinem Interesse für das Idiom der Unterschichten im zeitgenössischen Paris. Die vorliegende Studie, die erste deutschsprachige Monographie zu Caylus, nimmt bewußt diese Irritationspotentiale in den Blick. Im Sinne einer archäologischen Spurensuche werden sie gelesen als Relikte eines Eigensinns, der von einer disziplinenorientierten Wissenschaftsgeschichte nicht erfasst werden kann. Es wird der Versuch unternommen, die mannigfaltigen literarästhetischen und szientifischen Textgattungen sowie die praxisorientierten Kunstübungen des Grafen als ein dichtes intertextuelles und -mediales Verweissystem zu interpretieren, das als Signum einer epochenspezifischen "Kultur des Amateurs" verstanden werden kann. Diese Kultur des Amateurs repräsentiert nicht nur das inkompatible 'Andere' zum Habitus des Experten, sondern verweist auch auf ein innovatives cross-over zwischen Wissensbereichen, Textsorten und Medien, dem eine überraschende Aktualität kaum abzusprechen ist.