Wir können die Kuratorin auf den ersten Seiten nur abstoßend finden. Sie ist kalt, kalkulierend, hart, ehrgeizig und sie möchte immer höher hinaus. Sie verachtet fast alles. Die Kuratorin hat nur eine Freundin und sie ist überzeugt, wenn jemand Sex mit ihr will, dann nur, weil er sich einen Vorteil
erhofft. Doch dann passiert ein Unfall mit einem jungen Künstler. Ein Kondom platzt, die Pille…mehrWir können die Kuratorin auf den ersten Seiten nur abstoßend finden. Sie ist kalt, kalkulierend, hart, ehrgeizig und sie möchte immer höher hinaus. Sie verachtet fast alles. Die Kuratorin hat nur eine Freundin und sie ist überzeugt, wenn jemand Sex mit ihr will, dann nur, weil er sich einen Vorteil erhofft. Doch dann passiert ein Unfall mit einem jungen Künstler. Ein Kondom platzt, die Pille danach versagt und etwas in ihr entscheidet sich gegen eine Abtreibung. Ihre einzige Freundin wünscht sich schon lange ein Kind, so scheint sich eine perfekte Lösung aufzutun.
Ja, der Plot erinnert auf den ersten Blick an einen schlechten Fernsehfilm, auch noch aus der Feder eines Mannes, auf den ersten Blick, denn erst vor Kurzem hat Norbert Maria Kröll sich als nonbinär geoutet. Ich lauerte darauf, mich fürchtend, dass die Kuratorin sich in den Vater des Kindes verliebt, ihre Karriere aufgibt und wenn sie nicht gestorben ist... Zum Glück haben wir es aber mit einer komplexen Figur und mit einer guten Geschichte zu tun.
Der Text ist rhythmisch, schnell, kühl und laut am Anfang im Kunstbetrieb, wechselhaft leise, fein und dann wieder trotzig in ihrer Familie. Die Kuratorin wird weicher, nachdenklicher im Verlauf und beginnt ihre Strategien in Frage zu stellen. Sie akzeptiert die Rolle der einsamen harten Kuratorin nicht mehr und sucht nach neuen Regeln.
Kunstbetrieb und Care-Arbeit, Kröll zeigt eine ganz eigene Mischung zwischen Subversion und Konservativismus auf. Wie treffend doch Abramović dazu zitiert wird, Nachkommen wären ein Desaster für ihre Arbeit gewesen und Frauen seien in der Kunstwelt nicht so erfolgreich, weil sie Kinder bekämen. Spannen wir den Bogen noch weiter, steckt in diesem Roman die Kontrastierung eine alten mit einem neuen Feminismus. Der Kuratorin die Zuwendung zu einer radical softness anzudichten, das wäre zu viel, aber sie bewegt sich darauf zu.
Der Kuratorin die Zuwendung zu einer radical softness anzudichten, das wäre zu viel, aber sie bewegt sich darauf zu.
Sehr gern gelesen, auch wegen des Humors, wegen der eingearbeiteten Kunstdiskurse, dem Bansky-Bashing, der 𝑚𝑜𝑛𝑒𝑦 𝑠𝑒𝑙𝑙𝑠-Idee und wegen der Einblicke in den Kunstbetrieb.