Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Regensburg (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Proseminar II: Literatur der Restaurationsepoche, Sprache: Deutsch, Abstract: „Wer von Regensburg her auf der Donau hinabgefahren ist, der kennt die herrliche Stelle, welche der Wirbel genannt wird. Hohe Bergschluften umgeben den wunderbaren Ort. In der Mitte des Stromes steht ein seltsam geformter Fels, von dem ein hohes Kreutz Trost- und Friedenreich in den Sturz und Streit der empörten Wogen hinabschaut. Kein Mensch ist hier zu sehen, kein Vogel singt, nur der Wald von den Bergen und der furchtbare Kreis, der alles Leben in seinen unergründlichen Schlund hinabzieht, rauschen hier seit Jahrhunderten gleichförmig fort. Der Mund des Wirbels öffnet sich von Zeit zu Zeit dunkelblickend, wie das Auge des Todes. Der Mensch fühlt sich auf einmal verlassen in der Gewalt des feindseligen, unbekannten Elements, und das Kreutz auf dem Felsen tritt hier in seiner heiligsten und größten Bedeutung hervor.“1Dieses Bild aus der Eingangsszenerie von Eichendorffs Roman „Ahnung und Gege nwart“ bringt in außergewöhnlicher Perfektion die Handlung des gesamten Romans in konzentrierter Form auf den Punkt. Aufmerksame Leser bemerken sicherlich sofort die Analogie dieser Naturdarstellung zu den Schicksalen der Romanfiguren: Die stets gegenwärtige Gefahr, die von diesem Donauwirbel auszugehen scheint, korrespondiert ganz deutlich mit dem Handlungsstrang des gesamten Romans, in dem sich die Protagonisten dauerhaft gegen die Gefahren des Lebens, wie etwa Unmoral, behaupten müssen, um nicht in die „Tiefe“ gerissen zu werden. Ganz deutlich wird also ein Zusammenhang zwischen dem Leben der Figuren und der Donaulandschaft hergestellt; die Natur fungiert als Hauptrepräsentant für das Schicksal der Figuren. Warum aber wird das „Konzentrat“ der Handlung - der Donaustrudel - gerade in der Landschaft verkörpert? Welche charakteristischen Merkmale lassen die Natur zum „heimlichen Mittelpunkt“ des Romans werden? All diesen Fragen soll in dieser Arbeit anhand der textanalytischen Beschäftigung mit dem Roman „Ahnung und Gegenwart“ nachgegangen werden. Allerdings muss infolge des begrenzten Rahmens dieser Untersuchung darauf verzichtet werden, auf die spezifischen Merkmale einzelner landschaftlicher Räume - wie etwa die des Waldes, des Gebirges oder der Mühle - einzugehen. Stattdessen soll die Naturgestaltung als Ganzes in das Zentrum dieser Arbeit gerückt werden.