Dem österreichischen Literaturwissenschaftler Markus Gasser ist mit "Die Launen der Liebe" ein herausragendes Sachbuch geglückt. Anhand von ausgewählten Liebesromanen oder -gedichten der letzten beiden Jahrhunderte schildert er das Liebesleben der jeweiligen Autoren und wie diese ihre eigenen
Erfahrungen mit diesem so übermächtigen Gefühl schriftstellerisch umsetzten. Der Leser erfährt, wie…mehrDem österreichischen Literaturwissenschaftler Markus Gasser ist mit "Die Launen der Liebe" ein herausragendes Sachbuch geglückt. Anhand von ausgewählten Liebesromanen oder -gedichten der letzten beiden Jahrhunderte schildert er das Liebesleben der jeweiligen Autoren und wie diese ihre eigenen Erfahrungen mit diesem so übermächtigen Gefühl schriftstellerisch umsetzten. Der Leser erfährt, wie Bettine von Arnim sich zunächst in Goethes Werk und dann in den Dichterfürsten selbst verliebt. Man erfährt, wie die Liebesgeschichte seiner Großeltern Eingang in einen Roman Gabriel García Marquéz´ gefunden hat und bekommt Einblicke in John Updikes Ehe.
Gasser ist dabei selbst ein großartiger Schriftsteller. Ich habe bislang den Ausdruck "Pageturner" nur in Zusammenhang mit Belletristik verwendet, aber bei dem vorliegenden Sachbuch ist er unbedingt gerechtfertigt. Gasser schreibt unterhaltsam, zaubert poetische Sprachbilder, erklärt, überrascht, baut Spannung auf ... ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, bevor ich es zu Ende gelesen hatte. Bemerkenswerterweise kommt der Autor sowohl ohne Kitsch als auch ohne Gefühlsduselei aus. Es geht um große Emotionen, Ängste, Verlust, Betrug, es wird nichts beschönigt, aber er verzichtet zugleich auf Effekthascherei. Denn auch so ist das wahre Leben dramatisch genug.
Einzig ein paar Fotos oder Portraits der Schriftsteller sowie einen Anhang mit deren Kurzvitae und wichtigsten Werken samt Erscheinungsjahr hätte ich mir gewünscht.
Doch auch so gibt es eine unbedingte Leseempfehlung von mir für alle, die sich nicht nur für gute Literatur, sondern auch dafür interessieren, wie große Autoren ihr eigenes Leben in ihre Werke haben einfließen lassen.