Inhalt: Nachdem Leopolds Familie getötet wird, muss er fliehen und seine große Liebe Allet zurücklassen. Auf seiner Flucht begegnet er einem Händler mit falschen Reliquien und schließt sich ihm an. Seine Reise führt ihn nach Constanz, wo der böhmische Prediger und Reformator Jan Hus sein Gewissen
anfeuert. Im Zwiespalt zwischen seiner Tätigkeit und der Sorge um seine Geliebte gerät er selbst in…mehrInhalt: Nachdem Leopolds Familie getötet wird, muss er fliehen und seine große Liebe Allet zurücklassen. Auf seiner Flucht begegnet er einem Händler mit falschen Reliquien und schließt sich ihm an. Seine Reise führt ihn nach Constanz, wo der böhmische Prediger und Reformator Jan Hus sein Gewissen anfeuert. Im Zwiespalt zwischen seiner Tätigkeit und der Sorge um seine Geliebte gerät er selbst in große Gefahr.
Dieser historische Roman hat mich sehr beeindruckt, weil er einerseits sehr gut recherchiert ist und interessante Eindrücke in die Zeit des 15.Jahrhunderts gibt. Durch die Figur von Jan Hus erhält man auch einen spannenden Einblick in die Konflikte zwischen Kirche und dem Handel mit falschen Reliquien, die der Reformator Jan Hus streng verurteilt und damit auch viele Anhänger an sich zieht. Da Leopold in dieses Handwerk einsteigt, erfährt man mehr um die Legenden der Reliquien, mit welchen Methoden sie unter die Leute gebracht wurden und was Aberglaube bewirken kann.
Abwechselnd wird erzählt, wie es ihm ergeht und in welchen Gefahren er schwebt, parallel taucht man in die Vorgänge auf Burg Mainstain mit dem überaus düsteren, niederträchtigen Georg als Burgherren. Seine Machenschaften waren wirklich abstoßend und grausam, die Behandlung der Frauen furchtbar und so manche Szene hat mich richtig entsetzt. Mit der mutigen und tapferen Allet, die so tief gläubig ist und sich ihrem Schicksal ergibt hab ich wirklich mitgelitten.
Das Buch ist durchgehend spannend und die Eindrücke beeindruckend. Egal ob es um die Handwerke, Tagesabläufe oder Vorgänge in den Städten geht, aber auch die stets drohende Gefahr und der tiefe Aberglaube der Menschen
der leider von der Kirche extrem geschürt wurde, weswegen viele gute, aufrichtige Leute ihr Leben verloren.
Doch auch wenn es eine dunkle Zeit war, die einem teilweise sehr fremd und oft schockierend vorkommt, so hat der Roman auch viele lustige Begebenheiten, die die ganze Handlung etwas auflockern und nicht durchweg düster wirken lässt.
Die Gedankengänge und seine Veränderung von Leopold haben mir gut gefallen und auch Barthel, der reisende Händler war ein liebenswerter, lustiger Kauz, dessen Art einfach herrlich und amüsant war.
Es ist ein absolut lesenswertes Buch, allein das Cover, Titel und Klappentext wecken das Interesse, mehr erfahren zu wollen. Wer mittelalterliche Romane mit einer Mischung aus historischen Ereignissen und Persönlichkeiten und einer fiktiven Geschichte mag, der ist hier genau richtig. Auch wenn das Ende etwas absehbar und etwas zu schnell und unspektakulär abgewickelt war, hatte ich wirklich großartige, bewegende Unterhaltung, die gleichzeitig auch aufgrund der Handlung zum Nachdenken anregt, denn einige Glaubensfragen werden hier herausgestellt: Ob man für den Glauben an Gott Gegenstände zum Verehren benötigt und der Ablasshandel für die Sündenvergebung gerechtfertigt ist. Wie wirkt sich die Handlung der Kirchenoberhäupter auf das Leben des Volkes aus, wenn ihr Verhalten dem widerspricht, was sie lehren und andere dafür verurteilen oder sogar als Ketzer verbrennen?
Ich vergebe gerne 4★★★★ und freue mich auf weitere Bücher der Autorin.