Diplomarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2, Universität Wien (Institut für deutsche Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit bietet die erstmalige vollständige Transkripierung und kritische Bearbeitung der Legende des Heiligen Sebastian, aufgeschrieben von Dorothea von Kippenheim 1425 in Colmar. Außerdem wird in der Arbeit ein allgemeiner Überblick über christliche Heiligenlegenden, besonders Märtyrerlegenden, sowie eine Beschäftigung mit der Legendentheorie im Allgemeinen abgehandelt. Die Person des Heiligen Sebastian wird in der Geschichte zum ersten Mal in dem Schriftstück erwähnt, das seit Theodor Mommsen den Titel ,,Chronograph vom Jahre 354" trägt. Dass Sebastian ein Heiliger ist, der bis heute nichts an seinem Bekanntheitsgrad verloren hat, liegt jedoch weniger an den literarischen Aufzeichnungen als vielmehr an seiner kunstgeschichtlichen Rezeption. Ab dem Ende der Frührenaissance finden sich vermehrt Bilder, die Sebastian als nackten Jüngling darstellen, der, an einen Baum gefesselt und von Pfeilen durchbohrt, teilnahmslos in den Himmel blickt. Im Barock erlebte die bildnerische Darstellung dann ihre Hochblüte und ist auch in den folgenden Jahrhunderten nicht verebbt. Im 20. Jahrhundert avancierte Sebastian beginnend mit dem Fin de Siècle zum inoffiziellen Heiligen der Homosexuellen, besonders der schwulen Männer. Die längste Übersetzung einer lateinischen Quelle der Sebastianlegende ist die Handschrift 717II der Bibliotheque Municipale in Colmar, die von der Nonne Dorothea von Kippenheim zu Beginn des 15. Jahrhunderts geschrieben wurde. Die vorliegende Arbeit soll vor allem eine abgedruckte Form der in dieser Handschrift enthaltenen Sebastianlegende liefern und gleichzeitig einen Interpretationsvorschlag für die unterschiedlichen Abweichungen zum lateinischen Original bieten. Als lateinischer Urtext wurde die Legende der Acta Sanctorum (AS) verwendet, da die Originallegende des Arnobius als verschollen gilt. Die Untersuchungen befassen sich vor allem mit den inhaltlichen Aspekten der Legende, und es wurde weniger auf die Übersetzungstechnik geachtet, da dies in das Fachgebiet eines Altphilologen gehören würde. Demnach ist die Arbeit in drei Schwerpunkte aufgegliedert; ein Vergleich der mittelalterlichen Legendare mit dem lateinischen Original, eine Interpretation des Inhaltes, der Übersetzung und der Gliederung der Handschrift 717II und schließlich die Transkription derselben.