Der Briefroman »Die Leiden des jungen Werther« erschien im Jahre 1774. Der empfindsame Werther begegnet der schönen Lotte auf einem Ball und verliebt sich sofort in sie, obwohl diese bereits verlobt ist. Beide empfinden eine innige, tiefe Seelenverwandtschaft, wenngleich Werther ahnt, dass seine Liebe ohne Hoffnung ist. Getrieben von seiner Liebe zu Lotte verfällt Werther in einen Wahn und sieht zuletzt nur noch einen Ausweg. Johann Wolfgang Goethe ist beim Erscheinen des Romans im Jahre 1774 keine 26 Jahre alt. Von den Epochen des »Sturm und Drang« wie auch der »Empfindsamkeit« geprägt, thematisiert Goethe in seinem Werk die zeitweilige Unvereinbarkeit von individuellen und gesellschaftlichen Interessen sowie die tiefe Schwermut, die die Liebe zu einer verheiratete Frau auslösen kann. Herz und Tugend stehen in »Die Leiden des jungen Werther« höher als Herkunft und gesellschaftlicher Rang. Damit greift der Roman sowohl die im 18. Jahrhundert aufkeimenden Impulse der bürgerlichen Moral gegen den Adel auf, als auch das erwachende Interesse an Individualität und Psychologie.
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