Beim Lesen des Titels fällt auf, dass ihm ein s fehlt. Das ist wie manches andere Detail einer Überarbeitung zu verdanken, die Altmeister Goethe 13 Jahre später vornahm, nachdem die erste Ausgabe bei der Leipziger Buchmesse im Jahre 1774 reichlich Furore und ihn über Nacht berühmt machte. Und das auf gesamteuropäischer Ebene sozusagen, während der ein Jahr zuvor erschienene Götz von Berlichingen in seiner Verbreitung auf den Raum innerhalb der Landesgrenzen beschränkt blieb. Das darin zur Diskussion Gestellte kann nur so weit als selbst erlebt gelten, als Goethe selbst eine platonische und somit weniger tragische Beziehung unterhielt. Für die Selbsttötung als letzte Konsequenz unerfüllter Liebe diente ihm das Beispiel seines Freundes Jerusalem mit den Vornamen Karl Wilhelm, der als Sekretär einer Gesandtschaft in Wetzlar tätig war. Der hatte sich unsterblich in eine glücklich verheiratete Frau verliebt, Johann Wolfgang schrieb lange und feurige Briefe an Charlotte Buff, deren Verlobung noch keinen offiziellen Charakter angenommen hatte. Realitätsnah vom äußeren Eindruck her erscheint auch die unerreichbare Lotte, die einer weiteren Bekannten Goethes ähnlich sah. Dennoch bleibt der Romaninhalt Fiktion, einmal ganz abgesehen vom bedauerlichen Ende seines strahlenden, aber verzweifelten Helden. Allein der literarische Anspruch zählt.
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