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Christoph Ransmayrs großer Roman ist ein Klassiker der deutschen Gegenwartsliteratur. >Die letzte Welt Metamorphosen Die letzte Welt er von der Kritik gefeiert wie kaum ein anderer - wegen seiner poetischen, rhythmischen Sprache, wegen seiner stilistischen Eleganz, auch wegen seiner bildmächtigen Traum- und Albtraumwelten. Er wurde bisher in 29 Sprachen übersetzt. In diesem Roman ist die Verbannung des römischen Dichters Ovid…mehr

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Produktbeschreibung
Christoph Ransmayrs großer Roman ist ein Klassiker der deutschen Gegenwartsliteratur. >Die letzte Welt< ist ein phantastisches Spiel um die Suche nach dem verschollenen römischen Dichter Ovid und einer Abschrift seines Hauptwerks, der legendären >Metamorphosen<. Als Christoph Ransmayrs Roman >Die letzte Welt< 1988 erschien, wurde er von der Kritik gefeiert wie kaum ein anderer - wegen seiner poetischen, rhythmischen Sprache, wegen seiner stilistischen Eleganz, auch wegen seiner bildmächtigen Traum- und Albtraumwelten. Er wurde bisher in 29 Sprachen übersetzt. In diesem Roman ist die Verbannung des römischen Dichters Ovid durch Kaiser Augustus im Jahre 8 n. Chr. der historisch fixierte Ausgangspunkt einer phantasievollen Fiktion. Der Römer Cotta, sein - durch Ovids >Briefe aus der Verbannung< - ebenfalls historisch belegter Freund, macht sich in Tomi am Schwarzen Meer auf die Suche: nach dem Verbannten, denn in Rom geht das Gerücht von seinem Tod, als auch nach einer Abschrift der >Metamorphosen<, dem legendären Hauptwerk Ovids. Cotta trifft in der »eisernen grauen Stadt« Tomi jedoch nur auf Spuren seines Freundes, Ovid selbst begegnet er nicht. Er findet dessen verfallenes Haus im Gebirge, den greisen Diener Pythagoras und, je komplizierter und aussichtsloser sich die Suche gestaltet, immer rätselhaftere Zeichen der >Metamorphosen< - in Bildern, Figuren, wunderbaren Begebenheiten. Bis sich zuletzt Cotta selbst in der geheimnisvoll unwirklichen Welt der Verwandlungen zu verlieren scheint: die Auflösung dieser »letzten Welt« ist wieder zu Literatur geworden.

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Autorenporträt
Christoph Ransmayr wurde 1954 in Wels/Oberösterreich geboren und lebt nach Jahren in Irland und auf Reisen wieder in Wien. Neben seinen Romanen »Die Schrecken des Eises und der Finsternis«, »Die letzte Welt«, »Morbus Kitahara«, »Der fliegende Berg«, »Cox oder Der Lauf der Zeit«, »Der Fallmeister. Eine kurze Geschichte vom Töten« und dem »Atlas eines ängstlichen Mannes« erscheinen Spielformen des Erzählens, darunter »Damen & Herren unter Wasser«, »Geständnisse eines Touristen«, »Der Wolfsjäger« und »Arznei gegen die Sterblichkeit«, im Juli 2022 »Jägerin im Sonnenbad. Dreizehn Balladen und Gedichte«. Zum Werk Christoph Ransmayrs erschien der Band »Bericht am Feuer«. Für seine Bücher, die in mehr als dreißig Sprachen übersetzt wurden, erhielt er zahlreiche literarische Auszeichnungen, unter anderem die nach Friedrich Hölderlin, Franz Kafka und Bert Brecht benannten Literaturpreise, den Kleist-Preis, den Premio Mondello und, gemeinsam mit Salman Rushdie, den Prix Aristeion der Europäischen Union, den Prix du meilleur livre étranger und den Prix Jean Monnet de Littérature Européenne. Literaturpreise: Anton-Wildgans Preis der österreichischen Industrie (1989), Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1992), Franz-Kafka-Preis (1995), Franz-Nabl-Preis der Stadt Graz (1996), Aristeion-Preis der Europäischen Union (1996, gemeinsam mit Salman Rushdie), Solothurner Literaturpreis (1997), Premio Letterario Internazionale Mondello (1997), Landeskulturpreis für Literatur des Bundeslandes Oberösterreich (1997), Friedrich Hölderlin Preis der Stadt Bad Homburg (1998), Nestroy-Preis (Bestes Stück - Autorenpreis) für »Die Unsichtbare« (2001), Bertolt-Brecht-Literaturpreis der Stadt Augsburg (2004), Heinrich-Böll-Preis (2007), Premio Itas (2009), Premio La voce dei lettori (2009), Premio Gambrinus (2010), Ernst-Toller-Preis (2013), Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau (2013), Franz-Josef-Altenburg-Preis (2014), Donauland Sachbuchpreis (2014), Fontane-Preis für Literatur (2014), Prix Jean Monnet de Littératures Européennes (2015), Prix du Meilleur livre étranger (2015), Marieluise-Fleißer-Preis (2017), Würth-Preis für Europäische Literatur (2018), Kleist-Preis (2018), Nominierung für den Man Booker International Prize (2018), Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten (2018), Ludwig-Börne-Preis (2020), Premio Navicella d'Oro der Società Geografica Italiana (2023), Park-Kyung-ni-Literaturpreis (2023). Anita Albus, geboren 1942, lebte als Malerin und Schriftstellerin in München. Berühmt wurde sie vor allem durch ihre augentäuschenden Naturdarstellungen, die vielfach ausgestellt wurden. Zugleich mit der Malerei hat sich Anita Albus der Literatur gewidmet, einen Roman und Erzählungen geschrieben und Essays verfasst. Ausgezeichnet wurde sie u.a. mit dem Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (2014) und dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay (2004). Bei S. FISCHER erschienen u.a. die Bücher »Von seltenen Vögeln« (2005), »Das botanische Schauspiel« (2007), »Im Licht der Finsternis. Über Proust« (2011), »Sonnenfalter und Mondmotten« (2019) und »Affentheater« (2022). Anita Albus verstarb im Oktober 2024 in München. Literaturpreise: Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (2014) Bundesverdienstkreuz für ihre Verdienste als Repräsentantin der deutschen Kultur in Frankreich (2011) Friedrich-Märker-Preis für Essayistik (2002) Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay (2004)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.09.2009

Spurensuche am Schwarzen Meer
Gestaltwandel: Ovids Metamorphosen in Christoph Ransmayrs "Naturpoetik"

Als vor gut zwanzig Jahren Christoph Ransmayrs apokalyptischer Ovid-Roman "Die letzte Welt" erschien und einen Sturm der Begeisterung auslöste, sah sich die Klassische Philologie in große Verlegenheit gebracht: Wie Ovid vor entstellender Rezeption retten, ohne auf die Früchte des Erfolges zu verzichten? Waren nicht im Roman, diesem Amalgam aus Fragmenten ovidischer Figuren (Metamorphosen) und Versatzstücken aus Ovids im Exil verfasster literarischer Biographie (Tristien, Briefe), die Grenzen zwischen Fiktion und Realität postmodern verfremdet, und lag ihm nicht ein ganz unangemessenes Verständnis des ästhetischen Wirkprinzips der Metamorphose zugrunde? Tatsächlich führt der Weg zur Bestimmung des Ortes, den die Prätexte in der literarischen Adaption innehaben, über eine genauere Betrachtung des Wesens der Metamorphose.

Ransmayrs Roman bietet eine expressive, von Ovid inspirierte Elementarsymbolik, deren Analyse jüngst Alexander Honold unter dem Stichwort "Naturpoetik" unternommen hat ("Verwandlung und Versteinerung. Die letzte Welt als Schauplatz einer Naturpoetik nach Ovid", in: Die Rampe, Heft 3. Trauner-Verlag, Linz 2009). Im Mittelpunkt dieser Naturpoetik steht das Gestein als Chiffre einer spezifischen Kältelehre. Wie jede Metamorphose kennt auch die Versteinerung kein Zurück zum vorgängigen, sei es natürlichen, sei es kulturell überformten Zustand: Hier rührt Honold an den Kern der Metamorphose, der von den Komplexen des Wandels und der Dauer umschlossen wird. Die Gewichtung dieser beiden Prinzipien ist auch in der Ovid-Forschung umstritten: Während die Metamorphose den einen als Symbol der Veränderung und der Vergänglichkeit alles Irdischen gilt und darin der auf Ewigkeit angelegten augusteischen Programmatik zu spotten scheint, wird sie von anderen als Inbegriff der Statik gedeutet: Sie aktualisiere nurmehr eine im betroffenen Individuum bereits angelegte Eigenschaft und stelle gleichsam deren Metapher dar.

Die Verwandlung selbst ist einmalig, ihr Resultat endgültig. Eine Poetik der Metamorphose bestünde nun gerade in der dialektischen Verklammerung von Statik und Dynamik, von der "Dauer im Ende", wie es Reinhart Herzog formuliert hat: Die Metamorphose ist die ästhetische Reflexion dieses grundlegenden Paradoxons. Dies zeigt sich sowohl in Ovids Text als auch in Ransmayrs Adaption in verschiedenen komplementären, programmatischen Begriffspaaren, vor allem in "Natur und Kunst" sowie "Leben und Tod": Im modernen Roman verkörpern die dem Säuretod geopferten Schnecken, die in ihrer schäumenden Auflösung den Blick auf die gesuchten Buchstaben des ovidischen Textes freigeben, diese Verfugungen. Zugleich veranschaulichen sie die Unmöglichkeit von Cottas, des Ransmayrschen Protagonisten, Unterfangen, in Tomi mehr als nur Bruchstücke des Textes, gar die "unbezweifelbare Wahrheit über Leben und Tod des Dichters" in Erfahrung zu bringen und anderen erfahrbar zu machen.

Die Begegnung des suchenden Cotta, der immer mehr zum Schemen verkommt, mit seinen Objekten, dem Werk wie dem Autor, erweist sich als unmöglich. Am Ende des Textes ist Cotta nur noch auf der Suche nach sich selbst, wie Honold schreibt: "Die ins Unbegrenzte sich vorantastende Erkundungsreise verliert ihren vernünftigen Sinn, sie ,sinkt' gleichsam ,ein' in die Umstände und Erscheinungen jener Textwelt, der sie forschend hatte nachspüren wollen."

Die Spannung von Literatur und Leben, von Kultur und Natur scheint in eine Aporie zu führen, aus der weder die literarischen Figuren noch ihr virtueller Begleiter, der Leser, herausfinden sollen. Vielmehr steht sogar die Auflösung, mithin Renaturalisierung der Literatur im Raume, wird sie doch als vergänglich stigmatisiert. Heißt das aber auch, dass sie sinn- und funktionslos ist? Fordert die Natur ihre Gegenstände zurück, ohne Spuren der ästhetischen Transformation zu hinterlassen? Dieser Verdacht erweist sich als unbegründet: Natur und Kunst gehören wohl doch zusammen. Obzwar dem Suchenden der Weg zum Autor versperrt ist, bleiben vom Werk Bruchstücke, Spuren, Zeichen, die mit den Mitteln einer gewaltsam verfahrenden Palimpsestik freigelegt und anverwandelt werden können: Das lassen die steinernen Lettern und die im Wind wehenden beschrifteten Stofffetzen am Ende des Romans, das lässt auch Ransmayrs eigener theoretischer Entwurf erahnen, in dem er als Thema des Romans "das Verschwinden und die Rekonstruktion von Literatur" benennt. In einer Art apokalyptischer Überschreibung stellt Ransmayr den 15 Büchern der Metamorphosen 15 Bücher der "Letzten Welt" gegenüber, um zu verhüllen, was bereits enthüllt schien. Dieses Verfahren veranschaulicht auf seine Weise das Wesen der Metamorphose als Wirkprinzip des Übergangs von einem Zustand in einen anderen, neuen, dessen Strukturen im früheren aber bereits angelegt sind. Es trägt aber auch Ovids Anspruch auf Überzeitlichkeit seines Werkes Rechnung, indem es den Weg in die Richtung der römischen Grundtexte weist, ohne ihn als umweglos begehbar erscheinen zu lassen.

Solche komplexen Verweisungsstrukturen sind kennzeichnend auch für die Metamorphose selbst: Indem sie sich der Differenzbildung, dieses Grundprinzips der sinnlichen und intellektuellen Wahrnehmung bedient, lässt sie Konturen scharf hervortreten - doch nur, um sie mit den Mitteln der Diffusion sogleich wieder zu verfremden. Die Überlagerung von Differenz und Diffusion spiegelt das Paradox von Statik und Dynamik, von der Dauer im Ende wider.

In diesem Sinne hat Ransmayr die Gestalt des Ovid als Summe seiner Werke in den unfasslichen Naso umgewandelt. Es ist die Aufgabe des Lesers, den Spuren des Wandels nachzugehen: Er hat gegenüber den zur Literatur gewordenen Spurensuchern den Vorteil, jederzeit und in alle Richtungen umkehren zu können.

MELANIE MÖLLER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.11.2020

NEUE TASCHENBÜCHER
Keinem bleibt seine Gestalt –
über Christoph Ransmayrs „Die letzte Welt“
Ein Stofffetzen flattert im Wind, darauf die Zeile: „Keinem bleibt seine Gestalt.“ Über den Grund, warum Ovid von Kaiser Augustus einst in die Verbannung nach Tomi am Schwarzen Meer geschickt wurde, gibt es keine historische Gewissheit. Nur Spekulationen. In Christoph Ransmayrs Roman „Die letzte Welt“ – der ihn 1988 schlagartig weltberühmt gemacht hat – ist der Dichter der „Metamorphosen“, und damit von Sagen über die ständige Änderung und Wandlung allen Seins, eine indirekte Bedrohung für den auf Dauer angelegten Herrschaftsanspruch des Kaisers. Ransmayrs Publius Ovidius Naso ist ein subversives Element. „Die letzte Welt“ ist nicht nur ein verspielt-postmoderner Roman, wie er in den Achtzigerjahren en vogue war, sondern auch ein sehr politischer über die Macht des Erzählens quer durch alle Zeiten. Hier geht die antike Welt Hand in Hand mit der Moderne, gibt es „rostzerfressene Bushaltestellen“, „schimmernde Mikrophone“, surren die „Ventilatoren“ und „Projektoren“. Was wohl so niemand vermutet hätte: Das Buch ist heute wieder aktueller denn je.
„Tomi, das Kaff. Tomi, das Irgendwo. Tomi, die eiserne Stadt.“ Cotta, Freund Ovids aus römischen Tagen, reist ans Schwarze Meer, den als verschollen Geglaubten zu suchen. Hier, am bitterkalten Ende der Welt, wo alles rostet und der Tratsch, das Gerücht kursieren, stößt er aber nur auf flüchtige Spuren des Dichters. Die Bewohner Tomis scheinen direkt den „Metamorphosen“ entsprungen. Da ist die taubstumme Weberin Arachne, der zwergwüchsige Filmvorführer Cyparis. Die Krämerin von Tomi heißt Fama, der Schlachter ist Tereus – am Romanende hilft ein „Ovidisches Repertoire“ bei der Orientierung. Cotta wird schließlich der Umnachtung anheimfallen und so seinerseits seine Gestalt ändern. Der schönste Rat für den Leser der „Letzten Welt“ stammt von Péter Esterházy. „Auf alle Fälle sollten wir es vorsichtig lesen“, schrieb der ungarische Schriftsteller, „es könnte leicht geschehen, dass wir uns sonst in Romanhelden verwandeln“. FLORIAN WELLE
Christoph Ransmayr: Die letzte Welt.
Mit einem Ovidischen Repertoire.
S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2020. 400 Seiten, 13 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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