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  • Format: PDF

Die Schriften des Paulus sind keine systematischen Handlungstheorien. Gleichwohl zeigen sie wiederkehrende Normen, Begründungsstrukturen und überindividuelle Geltungsansprüche. Diese "implizite Ethik" soll anhand eines speziellen Analyserasters deskriptiv erfasst werden, was auch eine Methode der "ethischen Auslegung" biblischer Schriften überhaupt vorstellt. Mittels Anbindung an Terminologie und Theorieniveau gegenwärtiger Ethik-Diskurse kann die biblische Ethik somit nicht nur präziser erfasst werden, sondern auch anschlussfähiger sein für aktuelle Debatten. Die "implizite Ethik" des Paulus…mehr

Produktbeschreibung
Die Schriften des Paulus sind keine systematischen Handlungstheorien. Gleichwohl zeigen sie wiederkehrende Normen, Begründungsstrukturen und überindividuelle Geltungsansprüche. Diese "implizite Ethik" soll anhand eines speziellen Analyserasters deskriptiv erfasst werden, was auch eine Methode der "ethischen Auslegung" biblischer Schriften überhaupt vorstellt. Mittels Anbindung an Terminologie und Theorieniveau gegenwärtiger Ethik-Diskurse kann die biblische Ethik somit nicht nur präziser erfasst werden, sondern auch anschlussfähiger sein für aktuelle Debatten. Die "implizite Ethik" des Paulus eröffnet hierbei überraschende Einsichten. So wird ein Normenpluralismus erkennbar, der an moderne Gesellschaften erinnert; ferner können spezielle Reflexionsformen wie z.B. die "metaphorische" oder "mimetische Ethik" beschrieben werden, die jenseits reiner Argumentation liegen und in den Kontext der Etho-Poietik und Lebenskunst weisen. Weiterhin wird ein Differenzierungsniveau gewonnen, das alte plakative Frontstellung überwinden hilft, wenn z.B. die fortwährende Geltung der jüdischen Thora bei gleichzeitiger Relativierung z.B. gegenüber der "Freiheits"-Norm in einer komparativen Wertehierarchie beschrieben werden kann. Indem Paulus immer wieder zur eigenständigen Entscheidungsfindung ermutigt, erweist sich seine Ethik unerwartet modern. Wenn allerdings die Interessen des Einzelnen mit denen der Gemeinschaft in Konflikt geraten, plädiert Paulus deutlich für eine altruistisch-kommunitaristische Position, die man als 'Heteronomie zweiter Ordnung' bezeichnen könnte. Die Liebe erweist sich dabei als die leitende ethische Grundnorm, die gleichwohl auch in Begründungszusammenhänge eingebunden bleibt. Schließlich kann auch die theologische Basis dieser Ethik jenseits des simplifizierenden Indikativ-Imperativ-Modells differenziert erschlossen und intersubjektiv kommuniziert werden. Das Buch möchte auf diese Weise einen Weg aufzeigen, wo und wie biblische Ethik - weit über Paulus hinaus - theoretisch durchdrungen und gegenwärtig relevant werden kann.

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Autorenporträt
Prof. Dr. Ruben Zimmermann ist Professor für Neues Testament an der Ev.-theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.