Lesen wir uns so in die Geschichte ein und verfolgen Lenas Werdegang, so wird schnell klar: Lena ist eigentlich ziemlich arm dran. Nicht nur, dass sie sich mit 1,82 m Körpergröße durch die Welt schlagen muss, sie wird auch noch dafür gehänselt und die Menschen behandeln sie schlichtweg so, als ob
sie eine Art Freak wäre, nur, weil sie etwas größer ist, als die Durchschnittsfrau. Doch wäre es…mehrLesen wir uns so in die Geschichte ein und verfolgen Lenas Werdegang, so wird schnell klar: Lena ist eigentlich ziemlich arm dran. Nicht nur, dass sie sich mit 1,82 m Körpergröße durch die Welt schlagen muss, sie wird auch noch dafür gehänselt und die Menschen behandeln sie schlichtweg so, als ob sie eine Art Freak wäre, nur, weil sie etwas größer ist, als die Durchschnittsfrau. Doch wäre es alleine ihre Körpergröße, wäre Lena vermutlich nicht so unglücklich. Ihre Eltern meckern ständig an ihr herum, weil sie - o graus - nach ihrem BWL Studium nicht gleich eine Anstellung gesucht hat, sondern sich lieber etwas Zeit lassen wollte, um den richtigen Arbeitsplatz zu finden und ihr ungeliebter Schwager Manfred mischt sich sowieso in alle Angelegenheiten ein, die ihn nichts angehen. Doch ein (oder auch mehrere) übel kommen meistens nicht alleine und so wird Lenas Übel noch von ihrer "besten" Freundin Verena gekrönt, die mich als Leser manchmal so sehr zur Weißglut brachte, dass ich am liebsten ins Buch geklettert wäre, um sie mal ordentlich durchzuschütteln. Verena ist unerträglich, herrisch, arrogant aber vor allem eines: unsagbar egoistisch. Lena ist das genaue Gegenteil von Mensch, sie ist aufopferungsvoll, nett, absolut sympathisch und ihr Selbstbewusst sein muss sie eher noch suchen, als dass sie es offen zur Schau trägt. Man kann sich richtiggehend in die Rolle dieser Frau hineinversetzen, die nicht nur ein kleines, sondern wortwörtlich ein ganz großes Problem hat - nämlich sich selbst.
Im Laufe des Buches lernen wir Lena immer besser kennen und stellen fest, dass ihr Selbstbewusstsein nicht nur einen gehörigen Knacks davongetragen hat, sondern quasi erst gar nicht vorhanden ist - wenn man sich jedoch die Kommentare diverser Mitmenschen von Lena so "anhört" ist dies jedoch absolut kein Wunder. Aus diesem Grund neigt unsere Hauptprotagonistin sehr stark dazu, sich nicht nur über die Maßen zu unterschätzen, sondern auch ihr Selbstbild als komplett anders anzusehen als der ein oder andere Mensch aus ihrer Umgebung. Dies führt, logischerweise, dazu, dass sie nicht erkennt, was andere an ihr finden und sie sich der ehrlichen Zuneigung (ob freundschaftlich oder romantisch) mancher Menschen in ihrem Umfeld gar nicht so sehr bewusst ist.
Lenas "Unpässlichkeit", wie ich ihre Körpergröße nun einfach mal nennen möchte, ist allgegenwärtig präsent, begleitet uns und wird hin und wieder auch als Problem thematisiert, wobei ihre eigene Unsicherheit viel eher zur Sprache kommt, als deren Ursache. Ich persönlich empfand die Thematik als sehr interessant und Lenas Verhalten, sowie ihre Art zu Handeln und mit der Problematik umzugehen ist mir selbst, wie vermutlich vielen anderen, nicht ganz fremd. Oftmals schätzen wir uns anderes ein, sehen uns anders, als andere Menschen in unserem Umfeld es tun würden und unterschätzen uns und unsere Art. So manches Mal sollten wir uns aber selbst vielleicht auch einen Spiegel vorhalten und versuchen, uns einmal durch die Augen unserer Liebsten zu sehen - denn oftmals sind wir mit uns selbst viel zu selbstkritisch und zwar genau an den Punkten, an denen es nicht unbedingt angebracht wäre.
Insgesamt muss ich dieses Erstlingswerk loben: die Thematik ist nicht nur interessant, sondern auch schön in Szene gesetzt, die Charaktere passen ins Bild und insbesondere mit Lena konnte ich mich auch sehr gut identifizieren. Einzig die Tatsache, dass Lena sehr oft gedanklich abschweift und wir stellenweise Seitenweise über eine Thematik informiert werden, die für den aktuellen Stand der Dinge oder die aktuelle Situation nicht unbedingt vonnöten gewesen wäre, störte mich ein klein wenig, doch an sich wurde der Lesegenuss dadurch nur wenig beeinträchtigt. Wer Lust auf einen schönen Roman hat, der zum nachdenken anregt und ein paar schöne Lesestunden schenkt, dem kann ich "Die Luft da oben" also uneingeschränkt empfehlen."