Vor 70 Jahren erschienen, ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt, jetzt in neuer Übersetzung und mit einem Nachwort von Nicole Seifert. Paris nach dem Ende der deutschen Besatzung. Die Mandarins, das sind die Caféhaus-Intellektuellen, die sich über Politik und Literatur die Köpfe heißreden. Und mittendrin Anne Dubreuilh, die feststellen muss, dass sie als Akademikerin bei den langen Abenden voller Zigarettenrauch und Alkoholdunst wohl mitreden darf, aber dennoch den schmerzhaften Riss spürt, der zwischen männlich und weiblich, zwischen öffentlich und privat verläuft. In ihrem preisgekrönten Roman, in dem man Boheme und Literaturmilieu der Rive Gauche wiederzuerkennen meint, skizziert de Beauvoir meisterhaft das Klima im Nachkriegsfrankreich. Die Neuordnung der Linken, die Zeit der großen politischen Umbrüche und vor allem des Feminismus in einer Zeit, in der patriarchale und nationalistische Tendenzen wieder erstarken: Die Aktualität dieses Romans ist kaum von der Hand zu weisen. «Ein bemerkenswertes Buch, ein Roman im großen Stil, couragiert gewissenhaft und auf mitreißende Weise ernsthaft.» Iris Murdoch, The Sunday Times «Bewegend und fesselnd.»The New York Times
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nachdrücklich empfiehlt Rezensent Joseph Hanimann Claudia Marquardts und Amelie Thomas Neuübersetzung von Simone de Beauvoirs Roman "Die Mandarins von Paris", dessen Revision längst überfällig war, wie der Kritiker meint. Zum einen ist er dankbar, dass aus den "nègres" im Cabaret Chicagos hier korrekt "Schwarze" wurden, auch der von den Übersetzern Ruth Ücker-Lutz und Fritz Monfort einst genutzte Begriff "Sexus" wurde nun für "Penis" bzw. "Vagina" ersetzt, freut sich der Rezensent. Von der gleichermaßen "frischen wie behutsamen" Neu-Übersetzung abgesehen lohnt die erneute Lektüre aber laut Hanimann auch deshalb, weil er hier einst übersehene Aspekte ausmacht: So erkennt er hier mit heutigem Blick mehr denn je den im Laufe der Desillusionierung nach Kriegsende einsetzenden Niedergang der Intellektuellenmoral sowie die Erkenntnis über den "Selbstbetrug einer Utopie". Dass auch der Geist in Form "einer intellektuell sich verselbständigenden Kraf diktatorisch" wirken kann, wird in dieser Neuübersetzung erst wirklich deutlich, schließt der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Es lohnt! Mich hat fasziniert, wie zeitgemäß sich die «Mandarins»anfühlen, auch dank der neuen Übersetzung. De Beauvoir erzählt über die Pariser Existenzialisten-Szene von Umbruch und Aufbruch nach dem Zweiten Weltkrieg, davon, wie die progressiven Kräfte, im Widerstand noch geeint, sich jetzt aufreiben, von Frauenrollen, Liebe, Sex - vom Leben! Silvi Feist Emotion 20241105