Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Geschichte Europas - Zeitalter Weltkriege, Note: 1,3, Universität Mannheim (Historisches Institut), Veranstaltung: PS Die Konservative Revolution. Antidemokratische Tendenzen in der Weimarer Republik, Sprache: Deutsch, Abstract: Als der ehemalige Vizekanzler Franz von Papen 1952 in München seine Memoiren unter dem klangvollen Titel „Der Wahrheit eine Gasse“ veröffentlichte, glichen diese in vielen Punkten einem Rechenschaftsbericht, durch welchen der als Wegbereiter Hitlers geltende konservative Politiker versuchte, sich selbst in ein besseres Licht zu stellen. Im Kapitel „Die Revolution in Permanenz“ geht Papen auch auf jene aufsehenerregende Rede ein, die er vor dem Publikum der Marburger Universität im Sommer 1934 gehalten hatte. Doch wie groß war tatsächlich der Anteil Papens an dieser Rede? Die ernüchternde Antwort liefert ein Blick in die Kanzlei des Vizekanzlers. Dort arbeitete seit 1932 ein junger Doktor der Rechtswissenschaften namens Edgar Julius Jung als freier Mitarbeiter, dessen Aufgabenfeld v.a. im Schreiben von Papens öffentlichen, politischen Reden lag. Jung selbst gilt als einer der einflussreichsten Köpfe der sogenannten „Konservativen Revolution“, genauer der hochintellektuellen und elitären Gruppe der Jungkonservativen. Insofern tat Franz von Papen in seinem Buch von 1952 also keinesfalls der „Wahrheit“ eine Gasse auf. Denn was er als sein eigenes geistiges Eigentum verkaufte, entsprang – soweit ist sich die Forschung heute einig – nicht nur im Falle von Marburg den Ideen Jungs, sondern war in den Reden der Jahre 1933/34 durch den Jungkonservativen beeinflusst oder von diesem selbst verfasst worden. Wenn in dieser Arbeit also die Marburger Rede betrachten werden soll, sowie ihre Entstehung und Folgen, so ist es durchaus wichtiger, sich mit der Person Edgar Julius Jung denn mit derer Franz von Papens zu beschäftigen. Daher sollen in einem ersten, hinführenden Teil sowohl die Vita, als auch das ideologisch-politische Konzept Jungs aufgeführt und erläutert, daran anschließend die Umstände betrachtet werden, in denen Jung in der Vizekanzlei für Papen gearbeitet hat. In einem zweiten Teil stehen die eigentliche Rede sowie deren Analyse im Hinblick auf die Frage, ob die Marburger Rede vom 17. Juni 1934 in ihrem Inhalt der Ideologie Jungs folgt und gleichzeitig die letzte Aktion des jungkonservativen Widerstands gegen Hitler markiert, im Fokus, wie auch die fatalen Folgen für die Bewegung und für Jung persönlich.