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Die Mauer sicherte nicht bloß eine Grenze, sie definierte Deutschland im Kalten Krieg. Von der aktiven Befürwortung über die stille Akzeptanz bis hin zum Widerstand einte die geteilte deutsche Gesellschaft, dass sie sich ihrer Existenz nicht entziehen konnte. In seiner brillanten und faktengesättigten Studie zeichnet der Historiker Frank Wolff diese Verhältnisse im Detail nach und zeigt unter anderem, dass die in der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit eher stiefmütterlich behandelte Forderung nach Reisefreiheit, der sich darum in der Bevölkerung entwickelnde Menschenrechtsdiskurs sowie die…mehr

Produktbeschreibung
Die Mauer sicherte nicht bloß eine Grenze, sie definierte Deutschland im Kalten Krieg. Von der aktiven Befürwortung über die stille Akzeptanz bis hin zum Widerstand einte die geteilte deutsche Gesellschaft, dass sie sich ihrer Existenz nicht entziehen konnte. In seiner brillanten und faktengesättigten Studie zeichnet der Historiker Frank Wolff diese Verhältnisse im Detail nach und zeigt unter anderem, dass die in der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit eher stiefmütterlich behandelte Forderung nach Reisefreiheit, der sich darum in der Bevölkerung entwickelnde Menschenrechtsdiskurs sowie die Ausreisebewegung selbst entscheidend für den Fall der Mauer waren.


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Autorenporträt
Frank Wolff, geboren 1977, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar und am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien in Osnabrück. Außerdem ist er Research Associate am Bard College in Berlin. 2019 erschien sein viel beachtetes Buch Die Mauergesellschaft. Kalter Krieg, Menschenrechte und die deutsch-deutsche Migration 1961-1989 (stw 2297).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2019

Deutsche mit Migrationshintergrund
„Mauergesellschaft“: Der Historiker Frank Wolff erzählt die Geschichte der Ausreisebewegung aus der DDR
Die Flucht über die Mauer zählt zu den heroischen Erzählungen des geteilten Deutschlands. Ein typischer Weg aus der DDR war sie nicht. Die meisten Ausreisewilligen kämpften sich vielmehr mit Anträgen durch den bürokratischen Dschungel der SED. Auch dies war ein Wagnis mit ungewissem Ausgang, das oft Repressionen bescherte. Immerhin 570 000 DDR-Bürger gelangten so nach dem Mauerbau in die Bundesrepublik. Wie die Regeln für eine derartige Ausreise ausgehandelt wurden, zeigt Frank Wolff in seinem neuen Buch.
Die fast tausendseitige Habilitationsschrift ist über weite Strecken sicher kein Lesevergnügen. Allein neunzig Seiten benötigt die Einleitung, um das Thema zu umreißen, und die Kapitel verlieren sich oft in den Details bürokratischer Ränkespiele. Dennoch liest man vieles mit Gewinn. Wegweisend ist bereits der Ansatz, die innerdeutschen Übersiedlungen als Teil der Migrationsgeschichte zu fassen.
Konzeptionell spürt Wolff Migrationsregimen nach, also grenzübergreifenden Aushandlungsprozessen zwischen Fluchtwilligen, Politikern und medialer Öffentlichkeit über Ausreiseformen. Dieses hartnäckige Ringen um Regeln setzte gleich nach dem Mauerbau ein und veränderte sich vielfältig.
Bekanntlich ließ die SED zunächst fast nur „Arbeitsunfähige“ ausreisen, besonders Rentner und schwer Erkrankte. Wer genau raus durfte, war unklar und umkämpft. Wolff zeigt, wie die SED und das Innenministerium in den Bezirken über Einzelfälle stritten. Zumindest einzelnen „Arbeitsfähigen“ erlaubten sie die Ausreise, wenn es um eine Zusammenführung der engsten Familie ging. Die SED ließ freilich die Regeln für die Ausreise bewusst vage und inkonsistent, um ihre Macht auszuspielen und zu disziplinieren. Mal kamen besonders Verzweifelte frei, mal entließ sie systemtreue Menschen mit Partnern im Westen, die dort dienlich sein sollten. Kindern von „Republikflüchtigen“ verweigerte sie meist die Ausreise. 1964 kamen etwa 2500 zurückgelassene Kinder in Heime, rund 1500 zu Angehörigen. Damit erpresste die SED mitunter erfolgreich eine Rückkehr der Geflohenen.
Das Buch zeigt mit zahlreichen selbst erstellten Statistiken, wer wann die DDR verlassen durfte. Ab Mitte der 1970er-Jahre stellten immer mehr „Arbeitsfähige“ Anträge, mit wachsendem Erfolg. Weniger die KSZE-Schlussakte 1975 als den Grundlagenvertrag zwei Jahre zuvor sieht Wolff als Ausgangspunkt dafür, da die Annäherung den Ausreisewunsch und das Selbstbewusstsein gesteigert habe. Die internationale Anerkennung der DDR zwang die SED, stärker internationale Normen einzuhalten. Dabei zitiert das Buch zahllose Anträge, die sich laienhaft auf Menschenrechte, internationale Vereinbarungen und die KSZE-Akte beriefen.
Weniger die Politik, Medien oder Amnesty International, als die vielen Eingaben und Anträge nagten damit an den Papiermauern der SED. Erich Honecker zeichnete 200 bis 400 Anträge pro Monat persönlich ab. Dies unterstreicht die politische Relevanz jeder Ausreise, aber auch den hilflosen Versuch der SED, die Kontrolle hierüber zu bewahren. Dass die SED 1984 mit einem Schlag 40 000 Bürger entließ, um den aufgestauten Berg von Anträgen abzubauen, schuf neue Sehnsüchte. Vor allem durften nun überwiegend Arbeitsfähige mit Kindern die DDR verlassen.
Viele Antragssteller wandten sich nach abgelehnten Anträgen nicht nur direkt an Honecker, sondern auch an westliche Fürsprecher. Ihre Appelle an Politiker oder die Gesellschaft für Menschenrechte hatten freilich selten Erfolg. Gerhard Löwenthal präsentierte in seinem „ZDF-Magazin“ regelmäßig im „Hilferuf von drüben“ Einzelschicksale. Dies, so Wolff, bescherte zwar eher Nachteile für die dort gezeigten Menschen, hielt aber die Ausreise als Thema präsent. Bei den Bundesbürgern sank jedoch die Akzeptanz für die privilegierte Aufnahme aus der DDR. 1984 befürworteten nur noch 43 Prozent der Westdeutschen ein besonderes Zuwanderungsrecht für sie. Die sozialliberale Regierung thematisierte die Ausreisewellen öffentlich kaum, um die politische Annäherung nicht zu gefährden. Und auch Unionspolitiker betonten, man wolle die DDR nicht entvölkern. Und unter den zahllosen linksalternativen Menschenrechtsgruppen in Westberlin setzte sich keine mehr für die DDR ein. Ihnen lag Nicaragua näher als die Ausreisewilligen hinter der Mauer.
In jüngster Zeit wurde erneut diskutiert, welche Rolle die Flüchtlinge für den Mauerfall hatten. Wolff plädiert dafür, sie als Teil der Opposition der DDR zu fassen, auch wenn die Fluchtmotive vielfältig waren. So zeigt er einzelne Verbindungen zu Oppositionsgruppen, insbesondere zu Kirchenkreisen. Ab 1983 verschafften sich viele Ausreisewillige in der DDR öffentlich Gehör. Kontakte untereinander seien aber selten und lokal begrenzt geblieben. Die Ausreisebewegung sei für die DDR-Opposition wichtiger gewesen als umgekehrt. Dennoch war die Flucht für den Niedergang der sozialistischen Staaten bedeutsam.
Heute erinnern wir uns vor allem an die Flüchtlinge in der Prager Botschaft im September 1989. Wolff zeigt erfolgreiche Vorläuferaktionen. Bereits 1984 kamen 58 Menschen in die bundesdeutsche „Ständige Vertretung“ in Ost-Berlin, einer von ihnen verbrannte sich aus Verzweiflung. Ein Jahr später erreichten 350 Menschen in der Prager Botschaft die Ausreise. Hinzu kamen im Jahr vor dem Mauerfall einige Kirchenbesetzungen, um die Ausreise zu erzwingen.
Besonders 1989 erwies sich die Mauer schon vor ihrer Öffnung als durchlässig. Knapp 300 000 Menschen verließen allein in diesem Jahr bis zum Mauerfall die DDR, immerhin fast zwei Prozent der Bevölkerung.
Der Begriff „Mauergesellschaft“ soll unterstreichen, wie „ein Staat, der sein Schicksal an eine migrationsregulierende Grenze knüpfte, auf lange Sicht mit ihr fortgerissen wurde“. Die Mauer schottete nicht nur ab, sondern förderte den Wunsch, sie zu überwinden. Sie teilte und verband die deutschen Staaten, indem sie den Wunsch förderte, sie zu überwinden. Zu den großen Stärken des Buches zählt, dass es den Übersiedlern und Flüchtlingen selbst eine Stimme gibt. Immer wieder verdeutlichen Einzelschicksale unterschiedliche, meist tragische Wege der Ausreise.
Wolff hat ein wichtiges Grundlagenwerk zur deutsch-deutschen Migration vorgelegt. Die selbst gewählte Verortung in die Migrationsgeschichte bleibt hingegen insgesamt etwas blass. Die Besonderheiten der Migration aus Ostdeutschland werden kaum vergleichend skizziert. Auch erfährt man nicht, was mit den Ostdeutschen im Westen passierte. Lebten sie sich rasch ein oder wurden sie als „Ossis“ ausgegrenzt? Immerhin 72 000 Menschen gingen nach dem Mauerbau wieder in den Osten – die meisten von ihnen waren Ostdeutsche, die nicht Fuß fassen konnten. Auch über sie erfährt man wenig.
Nachvollziehbar ist, dass das Buch wichtige, aber gut erforschte Themen wie die Fluchthilfe oder den Freikauf von Gefangenen ausspart. Nur angetippt wird die wachsende Zahl von Reisen zwischen Ost und West. 1987 wurden laut Stasi-Angaben immerhin 2,2 Millionen Reisen in die Bundesrepublik und rund 2,8 Millionen nach West-Berlin genehmigt, wie Wolff schreibt. Auch dies unterstreicht seine Grundannahme, dass die Mauer schon vor ihrem Fall porös war.
FRANK BÖSCH
Frank Wolff: Die Mauergesellschaft. Kalter Krieg, Menschenrechte und die deutsch-deutsche Migration 1961 – 1989. Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 1026 Seiten, 36 Euro.
Pro Monat zeichnete Honecker
zwischen 200 und 400 Anträge
persönlich ab
Blick nach Ost-Berlin, 1982.
Foto: ullstein bild / Jürgen Ritter
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.01.2020

Wider die Ratlosigkeit
Eine deutsch-deutsche Verflechtungsgeschichte im Zeitalter der Mauer

30 Jahre nach dem Mauerfall scheint die "Mauer in den Köpfen" noch immer nicht verschwunden - im Gegenteil. Nicht das Gemeinsame zwischen Ost und West nach fast drei Jahrzehnten deutscher Wiedervereinigung wird beschworen, sondern das Trennende betont. Viele Ostdeutsche fühlen sich als Bürger zweiter Klasse, die immer noch weniger verdienen als ihre Landsleute im Westen der Republik, die in Führungspositionen stark unterrepräsentiert sind, deren DDR-Biographien und damit ihre Lebensleistung nicht genügend gewürdigt wird. Hier geht es um Befindlichkeiten genauso wie um reale Missstände und Versäumnisse. Die politischen Folgen dieser Gemengelage sind durch die hohen Wahlergebnisse für die AfD in den ostdeutschen Bundesländern bereits jetzt deutlich spürbar. In der alten Bundesrepublik scheint man all dem mehr oder weniger ratlos gegenüberzustehen. Da werden Untersuchungen und Umfragen in Auftrag gegeben, um sich selbst zu vergewissern und zeigen zu können, dass es in Wirklichkeit doch gar nicht so schlimm sei, wie viele Ostdeutsche meinen.

Vor diesem Hintergrund könnte ein Blick in die Vergangenheit unter Umständen helfen, die deutsch-deutschen Gefühlslagen besser zu verstehen. Frank Wolff legt mit seiner fast tausendseitigen Habilitation über die Mauergesellschaft ein Buch vor, das umfassend die Auswirkung der Teilung auf Gesellschaft, Politik und Herrschaft in beiden deutschen Staaten und deren Interaktion untersucht. Im Mittelpunkt steht dabei das gesamte Feld von Flucht und Ausreise aus der DDR, die der Autor als "deutsch-deutsche Migration" bezeichnet. Trotz der geschlossenen Grenze verließen von 1961 bis 1989 787 000 Personen die DDR. Wolff will die "Migrationsregime" in beiden deutschen Staaten, das heißt die grenzüberschreitenden Aushandlungsprozesse über die Bedingungen der innerdeutschen Ost-West-Migration zwischen Betroffenen, Politikern und der medialen Öffentlichkeit, analysieren. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom Mauerbau bis zum Mauerfall.

In einer 88(!)-seitigen Einleitung legt der Autor die theoretischen Grundlagen seiner Arbeit dar und arbeitet sich streckenweise an längst überholten Thesen der bisherigen Forschung ab. Um nur zwei Beispiele zu nennen: So bemängelt er, dass die Relevanz der Ausreisebewegung für die Lebensrealität in der DDR und die Dynamik der friedlichen Revolution marginalisiert worden sei - das stimmt für Forschungen aus den neunziger Jahren, mittlerweile würde kein ernstzunehmender Historiker(in) die zentrale Rolle der ständig steigenden Ausreiseanträge und tatsächlichen Ausreisen für die Destabilisierung und den Zusammenbruch der DDR mehr bestreiten. Ebenso ist es einer selektiven Wahrnehmung geschuldet, dass angeblich kaum Forschungen zu Flucht und Ausreise jenseits der Zäsur von 1961 vorlägen.

Als methodische Zugänge wird ein ganzes Bündel von theoretischen Ansätzen präsentiert, das von "Mauergesellschaft" und "Migrationsregime" über die neuen Cold War Studies bis hin zu einer integrativen deutsch-deutschen Verflechtungsgeschichte reicht. Der Autor gliedert seinen Untersuchungszeitraum in drei Phasen: Die erste Phase, in der es vor allem in der DDR darum ging, ein neues Grenzregime und neue Reisebedingungen zu etablieren, datiert er von 1961 bis 1967. In dieser Zeitspanne musste sich nicht nur die DDR, sondern auch die Bundesrepublik anders orientieren und der zwischenstaatliche Umgang neu justiert werden. Die Jahre 1967 bis 1975 schließen sich als zweite Phase an. Diese umfasst die Zeit der Deutschland- und Ostverträge und damit der Intensivierung der deutsch-deutschen Kontakte. Die dritte Phase erstreckt sich von der Unterschrift der DDR unter die KSZE-Schlussakte bis zur friedlichen Revolution im Jahr 1989. Hier geht es im Besonderen um die praktische Relevanz der in Helsinki garantierten Menschrechte sowie um die Rolle der Ausreisebewegung für den Nieder- bzw. Untergang der DDR.

Entlang dieser Zeitabschnitte gliedert sich die Studie in drei Kapitel, die in sich sowohl chronologisch als auch systematisch strukturiert sind: In allen Großkapiteln werden auf Grundlage einer verschränkten sozial- und rechtshistorischen Analyse, die sich national, deutsch-deutsch und international wandelnden Rahmenbedingungen für das Migrationsgeschehen darlegt. Daran schließen sich Betrachtungen, der für die jeweilige Phase "diskursiv und praxishistorisch entscheidenden Denk- und Handlungsmuster" an. Statistiken untermauern die Befunde empirisch, zahlreiche Fallbeispiele und Anekdoten illustrieren die Thematik.

Bemerkenswert ist, wie lange es dauerte, bis die DDR nach dem Mauerbau die rechtlichen, bürokratischen und sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen für eine begrenzte "legale" Ausreisepraxis etablieren konnte. Es ist bezeichnend, dass dieser Prozess nahezu zwangsläufig mit einer Ausweitung der Machtbefugnisse des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) einherging. Der Autor kann entgegen der langläufigen Meinung nachweisen, dass nicht erst mit dem KSZE-Prozess, sondern bereits nach der Ratifizierung des Grundlagenvertrages im Jahr 1973 das Selbstbewusstsein der Ausreisewilligen in der DDR zunahm und Ansprüche auf ein selbstbestimmtes Leben genährt wurden. Dies brachte den SED-Staat zunehmend in eine schwierige Lage, der er letztlich weder mit Repression noch mit "Überzeugungsarbeit" Herr werden konnte - eine Entwicklung, die sich bis zum Ende der DDR kontinuierlich verstärken sollte. Die nicht zu unterschätzende Rolle der Ausreisebewegung für die fortschreitende Destabilisierung der DDR und letztlich für ihren Untergang legt der Autor im letzten Kapitel überzeugend dar. Dazu gehört auch das gespaltene Verhältnis der DDR-Opposition zu den Ausreisewilligen, wobei von der treffenden Annahme ausgegangen wird, dass die Ausreisebewegung "für die Opposition ein wesentlich wichtigeres Thema als umgekehrt" war.

Ein Verdienst dieses Buches ist es, umfassend über einen Zeitraum von 28 Jahren die Auswirkungen der finalen Grenzschließung am Beispiel der Ausreiseproblematik auf beide deutsche Staaten und die sich gegenseitig bedingenden Aktionen und Reaktionen nachgezeichnet zu haben. Damit leistet der Band in dieser Ausführlichkeit einen neuen Beitrag zur deutsch-deutschen Verflechtungsgeschichte. Besonders hervorhebenswert sind die Unterkapitel, die sich mit der Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen der Ausreiseproblematik in der DDR und mit den Protagonisten, deren Sozialprofil und ihren vielfältigen Geschichten beschäftigen.

Die Einbettung des Themas in eine internationale Migrationsgeschichte bleibt hingegen blass. Ebenso löst der Autor seinen - in der Einleitung formulierten - überbordenden theoretischen Anspruch höchstens teilweise ein. Symptomatisch ist, dass den eingangs ausführlich dargelegten Fragen nicht zum Schluss eine entsprechend elaborierte Zusammenfassung der Ergebnisse folgt. Ein Lesevergnügen ist das Buch über weite Strecken auch nicht, so dass dieses interessante Thema im Ganzen nur suboptimal präsentiert wird.

DANIELA MÜNKEL.

Frank Wolff: Die Mauergesellschaft. Kalter Krieg, Menschenrechte und die deutsch-deutsche Migration 1961-1989.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 1026 S., 36,- [Euro].

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» ... eine verdienstvolle Untersuchung.« Frank Herold Der Tagesspiegel 20191016