"Moses steigt vom Berg herab und sagt: Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist, ich hab Ihn auf zehn runtergehandelt. Die schlechte ist, Ehebruch ist noch dabei" - diesen alten jüdischen Witz stellt Steven Bloom seinem Roman voran, und in der Tat dreht sich vieles in seinem Roman um eben diese menschliche Schwäche. Aber für alles ist sie nun auch wieder nicht verantwortlich zu machen, selbst wenn sie gar nicht die schlechteste Erklärung wäre für den Mord auf dem Schlossplatz in Heidelberg, der die Stadt in Aufregung versetzt. Der Tote ist Amerikaner. Jude! Jedenfalls sieht er so aus. Oder ist das schon ein antisemitisches Klischee? Nichts fürchten der Oberbürgermeister und der Tourismusverantwortliche der Stadt jedenfalls mehr als politische Verwicklungen und Reisestornierungen. Wilde Spekulationen schießen ins Kraut. Der Stadtrat gerät in höchste Aufregung, und umfassende Untersuchungen voller guter Vorsätze und Ränkespiele nehmen ihren Lauf, in denen unerwartete Geschehnisse, Hilflosigkeiten und Vorurteile von Bloom in einen irrwitzigen Wirbel gebracht werden, der sämtliche gerade Linien verwischt. Es entsteht eine groteske Szenerie, in der hinter einer korrekten politischen Kulisse die merkwürdigsten privaten Verwicklungen sichtbar werden.So viele Witze und Pointen wie Steven Bloom bringt kaum ein anderer Autor auf so wenig Platz unter. Und doch geht es dabei nicht nur lustig, ironisch und sarkastisch zu. Denn unter der so leicht erscheinenden Alltäglichkeit ist tiefe Trauer zu spüren.Rheinischer Merkur
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