Die ostmitteleuropäischen Minderheiten bargen nach dem Ersten Weltkrieg ein Konfliktpotenzial, das vor dem Hintergrund eines wachsenden Nationalismus, einer fortdauernden sozioökonomischen Unsicherheit und einer politischen Autokratisierung kaum zu überschätzen war. Ein unheilvoller Komplex aus ideologischen und geopolitischen Aspekten machte die Minderheiten auch für die staatliche Konsolidierung der beiden neuen Staaten Polen und Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zu einem kritischen Faktor. Wie auch die meisten anderen Staaten in diesem Raum, sahen diese ihre Zukunft in einer nationalen Uniformierung, zu deren Vollendung die Minderheiten hinderlich waren. In der vorliegenden Arbeit wird die Politik der Polnischen Republik und des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen gegenüber ihren Minderheiten in den 1920er-Jahren vergleichend aufgearbeitet. Dazu werden die Beweggründe und die Umsetzung minderheitenpolitischer Massnahmen sowie die Reaktionen der Minoritäten darauf für beide Staaten getrennt herauskristallisiert. Das internationale Minderheitenschutzsystem der Zwischenkriegszeit stellt dabei einen wichtigen Beobachtungsgegenstand dar, da die Berührungspunkte der beiden Staaten mit diesem Instrument einiges über deren Minderheitenpolitik und ihren Hintergrund offenbaren. Im Diskussionsteil werden schliesslich die erarbeiteten Erkenntnisse aus der Politik beider Staaten einander gegenübergestellt und vor dem Hintergrund relevanter soziopolitischer Rahmenbedingungen interpretiert.
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