Michael J. Sandel, der an der Harvard University politische Philosophie lehrt, ruft in dem hier erstmals in deutscher Übersetzung vorgelegten grundlegenden Text "Marktdenken als Moraldenken: Warum Ökonomen sich wieder stärker auf Politische Philosophie einlassen sollten" die Wissenschaftsdisziplin der Ökonomik dazu auf, sich wieder verstärkt auf ihre historischen und ethischen Wurzeln zu besinnen. Das ökonomische Selbstverständnis als wertfreie Wissenschaft hält er für ein Selbst-Missverständnis. Seiner Auffassung nach kann die Ökonomik ihrer gesellschaftlichen Aufgabe nur dann nachkommen, wenn sie sich (wieder) mit den moralischen Grenzen des Marktes beschäftigt. Bloße Effizienzüberlegungen reichen hierfür nicht aus. Vielmehr hält Sandel es für erforderlich, Fairness-Fragen gleicher oder ungleicher Behandlung auf Märkten deutlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Vor allem aber kommt es ihm darauf an, die Möglichkeit ins Zentrum der Betrachtung zu rücken, dass Märkte sich negativ auf moralische Normen und Werte auswirken können, mit der bedenklichen Folge, dass eine an sich wünschenswerte Praxis korrumpiert wird. Deshalb warnt Sandel vor einem immer weiteren Ausgreifen des Marktes auf andere gesellschaftliche Bereiche, und er wirft der Mainstream-Ökonomik vor, einem solchen Ausgreifen unkritisch und sogar unreflektiert das Wort zu reden. Dieser Band leitet dazu an, sich mit den Thesen von Sandel intensiv und kritisch auseinanderzusetzen. Auf seinen im Original und in Übersetzung abgedruckten Aufsatz folgen u.a. dreizehn Kurzkommentare (von Klaus Beckmann, Markus Beckmann, Gerhard Engel, Johannes Fioole, Andrea Maurer, Ingo Pies, Birger P. Priddat, Christian Rennert, Michael Schramm, Robert Skok, Richard Sturn und Reinhard Zintl), die Sandels Thesen von verschiedenen Blickwinkeln aus beleuchten.