Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1,0, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Philosophisches Institut), Veranstaltung: Mitleid und Moral, Sprache: Deutsch, Abstract: Jean-Jacques Roussau, der wohl größte Mitleidsverkünder des 18. Jahrhundert, scheint nur wenig gemein zu haben mit dem "ruchlosen“ Autor Donatien Alphonse Francois Marquis de Sade. Obgleich die Schriften beider den Geist der Aufklärung in sich tragen, könnte ihr Gedankengut kaum gegensätzlicher sein. In seinem "Discours sur l´origine et les fondements de l´inégalité parmi les hommes" von 1755 macht Rousseau Front gegen die Gesellschaft, die scheinbar all ihren kulturellen und intellektuellen Fortschritt teuer bezahlt hat. Für ihn ist der Ursprung allen Übels, der Niedergang der Moral, einzig dem Aufkommen der Zivilisation zuzuschreiben und keineswegs durch die menschliche Natur, die er vielmehr als Quelle der Moralität versteht, zu rechtfertigen. Ganz anders de Sade, der in seinem aufgeklärten Rationalismus ein von allen Vorurteilen befreites Bild von der menschlichen Natur zu zeichnen sucht und sich abwendet von der Annahme einer natürlichen Güte im Menschen. In schroffem Gegensatz zu Rousseau erscheint de Sades Anthropologie als eine „gigantische Begründung der natürlichen Bestialität des Menschen“ . Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Thesen der beiden Philosophen in ein Verhältnis zu stellen und zu erörtern, mittels welcher Argumente die Sadeschen Figuren die bonté naturelle, die Rousseau in der Natur zu erkennen glaubt, zu widerlegen suchen. Ferner soll betrachtet werden, welche Folgen sich für die Moral ergeben, wenn – wie de Sade nicht müde wird zu behaupten – das einzige natürliche Bestreben des Menschen seine Bedürfnisbefriedigung ist.