Bereits im Vorwort warnt uns der Autor, dass diese Geschichte möglicherweise nicht für Jedermann etwas sei und dass man auf keinen Fall mit diesem Buch beginnen sollte, wenn man die anderen seiner Exemplare nicht schon gelesen hätte! In beidem hat er eigentlich recht: zum einen handelt es sich um
eine sehr seltsame Geschichte, die sicherlich nicht jedem gefällt - denn es ist eine Geschichte, bei…mehrBereits im Vorwort warnt uns der Autor, dass diese Geschichte möglicherweise nicht für Jedermann etwas sei und dass man auf keinen Fall mit diesem Buch beginnen sollte, wenn man die anderen seiner Exemplare nicht schon gelesen hätte! In beidem hat er eigentlich recht: zum einen handelt es sich um eine sehr seltsame Geschichte, die sicherlich nicht jedem gefällt - denn es ist eine Geschichte, bei der sich alles um eine einzige Person dreht, es fehlen jegliche Dialoge und alles dreht sich nur um die Verrichtung täglicher Dinge, in Auri's Alltag. Auch kann man bei diesem Roman nicht wirklich von einem Spannungsaufbau sprechen, denn im Grunde gibt es diesen nicht - was also reizt einen, dieses Buch zu lesen? Dazu später mehr.
Zum anderen ist es, zumindest meiner Meinung nach, unabdingbar, zumindest ein Buch der Königsmörder-Trilogie gelesen zu haben, denn nur dann kann man wirklich verstehen, worum es in "Die Musik der Stille" tatsächlich geht. Man lernt Auri, zumindest im ersten Band (den 2. habe ich ja noch nicht gelesen) zwar nur sporadisch kennen, erfährt aber einiges über die Universität und auch das Verhältnis zwischen Kvothe, auf den sie zu warten scheint, und Auri selbst. Außerdem lernt man das Unterding zumindest ein wenig kennen, was von Vorteil ist, um von den Erklärungen Auris in diesem Band nicht völlig überrannt zu werden.
Zurück zu der Frage, wieso man einen Roman lesen sollte, der keinerlei Spannung und Dialoge enthält und sich knapp 170 Seiten lang nur mit einer Person beschäftigt! Im Grunde war es zu Beginn die reine Neugier. Da mir Auri aus "Der Name des Windes" bekannt war und ich extrem gespannt auf mehr Informationen zu ihrer Figur war, griff ich zu diesem Roman. Nun sitze ich hier, habe das Buch beendet und bin mir immer noch nicht ganz darüber im klaren, was für eine Person Auri eigentlich ist. Das mag den Grund haben, dass sie sehr vielschichtig ist, mehr, als es zu Beginn den Eindruck macht. Böse Zungen mögen behaupten, dass es sich bei ihr um eine extrem verrückte und zwanghafte Person handelt und im Grunde weiß auch Auri, dass es ihrem Innersten "nicht gut" geht. Trotzdem halte ich sie nicht ausschließlich für geistesgestört, vielmehr denkt und agiert sie auf einer anderen Ebene, als der Rest der Welt, was sie zwar zu einer Besonderheit macht.
Vieles in Auris Welt dreht sich darum, dass sich Gegenstände oder gar die ganze Welt "am richtigen Platz" und in "völliger Ordnung" befinden müssen und sie die Aufgabe hat, genau dafür zu sorgen. Auri behandelt die Gegenstände in ihrer kleinen Welt nicht als leblose Dinge, sondern als Objekte mit einer Seele, mit Gefühlen, Wünschen und Vorstellungen. Dementsprechend lässt sie ihnen auch eine gewisse Fürsorge und Wertschätzung entgegenkommen, die sie häufig mit einem Küsschen unterstreicht. Letzteres tut sie sehr oft, ebenso wie das Waschen von Händen, Füßen und Gesicht. Diese beiden Dinge werden sehr oft erwähnt und sollen wohl mitunter Auris Zwanghaftigkeit ausdrücken, verschiedene Tätigkeiten immer und immer wieder aufzugreifen.
Mehr als einmal habe ich überlegt, das Buch nicht zu beenden und doch habe ich es getan.. vielleicht, weil es mich trotz seiner seltsamen Art fesselte, vielleicht, weil ich allem eine gewisse Sympathie für Auri entwickelte und vielleicht... weil ich einfach ein Mensch für eine seltsame Geschichten bin.