Ich muss zugeben, dass ich keine Erwartungen hatte, als ich diesen Roman angefangen habe zu lesen – ich wusste nur, dass mich die Autorin mit anderen Büchern schon überzeugen konnte. Und schon nach wenigen Seiten war ich drin in der Geschichte, in der es um eine tiefe Freundschaft zwischen zwei
Frauen geht, um eine Liebe, die nicht sein darf und um ein Familiengeheimnis, das lange im Verborgenen…mehrIch muss zugeben, dass ich keine Erwartungen hatte, als ich diesen Roman angefangen habe zu lesen – ich wusste nur, dass mich die Autorin mit anderen Büchern schon überzeugen konnte. Und schon nach wenigen Seiten war ich drin in der Geschichte, in der es um eine tiefe Freundschaft zwischen zwei Frauen geht, um eine Liebe, die nicht sein darf und um ein Familiengeheimnis, das lange im Verborgenen lag.
Schon der Einstieg in die Geschichte ist interessant und sofort war ich gefangen von der Geschichte um Dalia, die nach 20 Jahren in ihre Heimatstadt zurückkehrt, weil ihr Vater schwer erkrankt ist, den sie aber seit 20 Jahren weder gesehen noch gehört hat, weil sie ihn für den Selbstmord der Mutter verantwortlich macht. Durch Zufall entdeckt sie alte Briefe, die eine Geschichte erzählen, die sie nicht kennt, Briefe, die auf vieles ein ganz neues Licht werfen.
Geschickt hat die Autorin es geschafft, den Handlungsstrang der Gegenwart mit dem der Vergangenheit zu verknüpfen und weiß man zunächst nicht, wohin die Geschichte führen wird, entwirren sich nach und nach die Fäden. Dabei sind beide Handlungsstränge – sowohl der in der Gegenwart, als auch der im Jahr 1939 – interessant und fesselnd; vor allem aber habe ich mit Leah und Irene, den beiden Protagonistinnen der Vergangenheit, mitgefiebert und gelitten. Zwar habe ich ab einem gewissen Punkt geahnt, wie die Geschichte verlaufen wird, dennoch aber war ich gefesselt und konnte das Buch kaum aus der Handlung legen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und lässt sich flüssig lesen. Dabei hat mir vor allem gefallen, dass sie immer wieder die genau passende Stimmung und Atmosphäre für die verschiedenen Situationen schafft, so dass ich mich wirklich gut in das Geschehen hineinversetzen konnte.
Die Charaktere fand ich sehr gut gezeichnet – gefallen haben mir vor allem Irene und Leah in der Vergangenheit, zwei außergewöhnliche Frauen, die nicht nur eine ungewöhnliche Freundschaft verbindet, sondern die sich nicht scheuten, Entscheidungen zu treffen, die ihr weiteres Leben nachhaltig beeinflussen. Dabei zeigt sich der wahre Charakter beider Frauen wirklich erst im Verlauf der Geschichte, und war ich zunächst geneigt, die beiden zwar sympathischen Frauen als ein wenig oberflächlich und naiv abzustempeln, habe ich mein Urteil doch revidieren müssen – denn ich habe großen Respekt vor den Entscheidungen, die sie treffen mussten, ohne Rücksicht auf sich selber oder andere Verluste. Auch Dalia in der Gegenwart war mir sympathisch, und auch sie entwickelt im Verlauf der Geschichte eine ungeahnte Stärke, die ich ihr am Anfang gar nicht zugetraut hätte.
Den Rahmen der Geschichte fand ich vielleicht ein wenig konstruiert – Dalia, die sich bereit erklärt, für ihren kranken Vater Dokumente zusammenzusuchen, obwohl sie ihn doch seit über zwanzig Jahren weder gehört noch gesehen hat und das eigentlich auch nicht ändern wollte. Und auch das erste Treffen zwischen Tochter und Vater schien mir wenig realistisch – ich hätte gedacht, dass es ganz anders verlaufen wäre, schließlich trägt Dalia ja viele Vorwürfe gegen ihren Vater mit sich herum. Aber auch wenn ich diesen Teil der Geschichte sehr konstruiert fand, hat es mich aber nicht so sehr gestört, dass mich der Rest nicht trotzdem begeistern konnte und ich nicht richtig abtauchen konnte in die mich fesselnde Geschichte im Jahr 1939.
Das Buch hat mich wirklich von der ersten Seite an gepackt, der Autorin ist es gelungen, die Spannung durchweg zu halten – und selbst als das „große Geheimnis“ gelüftet ist, bleibt die Geschichte fesselnd und bietet ein zwar ungewöhnliches, aber sehr passendes Ende.